Wie gehen wir mit dem öffentlichen Raum um, wie gehen Nachbar*innen mit dem öffentlichen Raum um? Diese Fragen standen beim zweiten BarCamp im Projekt „Das gute Leben in den Veedeln am 27. November 2021 im Mittelpunkt. Gemeinsam mit den „Sessiongeber*innen“ im Kölner Norden haben wir gemeinsam auf einer Fahrradtour besichtigt und diskutiert, wie nachbarschaftliche Aktionen […]
Nachbarschaft und der öffentliche Raum // BarCamp #2 – DokumentationWie gehen wir mit dem öffentlichen Raum um, wie gehen Nachbar*innen mit dem öffentlichen Raum um?
Diese Fragen standen beim zweiten BarCamp im Projekt „
Das gute Leben in den Veedeln am 27. November 2021 im Mittelpunkt.
Gemeinsam mit den „Sessiongeber*innen“ im Kölner Norden haben wir gemeinsam auf einer Fahrradtour besichtigt und diskutiert, wie nachbarschaftliche Aktionen im öffentlichen Raum aussehen können, was sie bewirken und wie sich alte und neue Stadtviertel langfristig menschenfreundlich und inklusiv gestalten lassen.
Die Stationen des BarCamps
Station 1: Ketan
Das BarCamp startete mit der Session zum Thema „Was kann die WeltFriedAkademie?“ von Rolf KeTan Tepel.
Er begrüßte uns auf der Wiese hinter dem ZAK (Zirkus- und Artistikzentrum Köln, jetzt
Latibul). Dort, hinter den Zirkuszelten, befindet sich eine weitläufige Grünfläche, die er mit Steinen in eine Nord-Süd und eine Ost-West-Achse eingeteilt hat. Etwa im Mittelpunkt der Achsen befindet sich eine kleine Spielarena aus weiteren Steinen, die zum friedvollen Zusammenkommen einladen soll.
Als selbsternannter Lebenskünstler und Landschaftswandler erklärte KeTan uns seine Verbundenheit zu dem Material „Stein“, das er als „Knochen der Erde“ wahrnimmt und welches ihn dazu inspirierte den „Stein ins Rollen zu bringen“ und zwar für mehr Frieden und Miteinander.
Vor über 17 Jahren brachte er 88 Steinblöcke hervor, die einen Diskurs für „den notwendigen friedlichen Wandel im öffentlichen Raum“ anregen sollten. Diese Stein befinden sich nun an unterschiedlichen Orten Deutschlands. Die Hälfte der Steine bilden die besagte Spielarena auf der Wiese. Die Arena entstand in Zusammenarbeit mit der Zirkusschule.
KeTan erinnerte an die Nutzung von Steinen in damaligen Zeiten. So würden Brücken aus ihnen gebaut, nicht etwa um die Menschen zueinander zu führen, sondern um sich zu bekriegen.
Er möchte mit seiner Beschäftigung mit dem natürlichen Material dieses Bild widerlegen und es für einen positiven Zweck einsetzen.
Station 2: Clouth-Gelände
Während der Session „Das
LebeVeedel auf Clouth – Lebensqualität nicht nur in, sondern auch zwischen den Häusern“ führte uns Ralf Brand, Stadtplaner und neben Philipp Kahnert und Bernd Blaschek einer der Hauptinitatoren des „LebeVeedel“ Konzepts, über das Clouth-Gelände.
Hinter dem Konzept des Lebeveedels stecken Ideen und Umsetzungen für ein lebenswerteres Quartier.
Durch moderate Eingriffe sollen Verkehrswege nachträglich so verändert werden, dass nicht nur mehr Raum für urbanes Grün entsteht, sondern unter anderem auch mehr Raum für soziale Interaktion und ein kinder- und seniorenfreundliches Viertel.
Die Pläne orientieren sich an den „Superblocks“ aus Barcelona – so sollen die Tiefgaragen weiter für den Autoverkehr erreichbar sein, das Parken im öffentlichen Raum aber zurückgedrängt werden. Auch Durchfahrtsverkehr soll mit dem Plan reduziert werden.
Station 3: Nachbarn60
An der nächsten Station erwartete Anne Grose von den
Nachbarn 60 die BarCamp-Teilnehmer*innen und erzählte vom Leben in der Autofreien Siedlung Nippes. Sie selbst wohnt seit 2007 in der ruhigen Siedlung im Stellwerk60.
Was beim Eintreffen in die Siedlung direkt angenehm auffiel war die ruhige Geräuschkulisse und viele Spaziergänger und spielende Kinder in den Straßen.
Bei Kaffee und Kuchen ging sie auf die Vorteile des autofreien Lebens ein: Das soziale Leben wird gefördert, indem die Bewohner*innen sich oft zu Fuß über die Wege laufen. Das stärkt den sozialen Zusammenhalt und die Kommunikation untereinander.
In der Siedlung wohnen mittlerweile circa 1400 Personen, verteilt auf 400 Wohneinheiten.
Station 4: Wandelwerk
Lillith Kreiß von
KLuG e.V. – Köln Leben & Gestalten, begrüßte uns zu einem geführten Spaziergang mit dem Thema „Ein Quartier im Umbruch? Rundgang durchs „Liebigquartier“ (rund ums WandelWerk)“.
Lillith führte uns durch einige Straßen in nächster Nähe zum WandelWerk, vorbei am Pascha, bis hin zum Clubverein Olympia. Zwischendurch wurden Diskussionen zum Thema Bürgerbeteiligung in der Stadtplanung und Nutzung der öffentlicher Räume angeregt, bezugnehmend auf das bisher eher wenig ansprechende Liebigviertel.
An diesem Tag fand zeitgleich zum BarCamp die von KLuG organisierte Veranstaltung Zukunftswerkstatt N°3 „Freiräume und Quartiere“ statt, die eine Begehung der alten Räumlichkeiten des WandelWerks, sowie eine Begehung der neuen Räume beinhaltete.
Station 5: Köln Spricht e.V.
An der Ecke Hüttenstraße/Liebigstraße erwartete uns Sergej Usov von
Köln Spricht e.V. mit dem eigens entwickelten partizipativen Stadtplanungsspiel zum Thema „Vom Superblock zum Veedelsblock“. Das Spiel befasst sich mit der Mobilitätswende und der Stadtplanung hin zu einer menschengerechteren Stadt.
Ein großer Stadtplan, viele Filzstifte und Spielfiguren ließ uns erahnen, worum es gehen würde.
Zunächst durften wir mit bunten Stiften Stadtgebiete, Straßen oder Häuser zu Blöcken zusammenfassen. Während die eine Person eher großzügig einteilte, fassten andere nur kleine Häusergruppen zusammen. Es entstand eine rege Diskussion über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Aufteilung.
Vergrößert ausgedruckte Stadtviertel luden anschließend dazu ein, mit Spielfiguren von Kreuzung zu Kreuzung zu hüpfen.
Ziel war es, andere Mitspieler:innen (in Form von Spielfiguren auf Pferden) an den Kreuzungen zu treffen und das Für und Wider zu diskutieren, weshalb eine Straße oder Kreuzung für den Durchgangsverkehr gesperrt werden sollte oder eben nicht. Die Rollen wurden klar verteilt, sodass manch Eine*r auch gegen die eigene Einstellung diskutieren musste und die Unterhaltung dadurch noch interessanter wurde.
Letzten Endes konnten wir uns trotz unterschiedlicher Meinungen auf einen Kompromiss einigen und uns nach einer kleinen Stärkung auf den Weg zur nächsten Session machen.
Station 6: Bürgerzentrum Ehrenfeld
Als wir radfahrende Teilnehmer:innen am Bürgerzentrum ankamen, begrüßte uns der neue Leiter des
Bürgerzentrum Ehrenfelds, Jonathan Sieger, auf der Terrasse.
Die niedrigen Temperaturen führten uns jedoch in die Räumlichkeiten des „BüzE“, wo wir in kleiner Runde einen Einblick in die sozio-kulturellen Tätigkeiten und Angebote des Hauses bekamen.
Das BüZe befindet sich dabei in einem ziemlichen Umbruch. Es war und ist weiterhin ein Ort der Nachbarschaft und stellt sich der Frage, wie unterschiedliche Gruppierungen aus der Nachbarschaft in die Arbeit des Bürgerzentrums eingebunden werden können.
Der öffentliche Raum ist dabei zentral – der Leo Amann Park wurde in den letzten Jahren umgestaltet und mit Aktionen bespielt, auch im Rahmen vom
Tag des guten Lebens 2019.
Station 7: Agora Köln
An der letzten Station des BarCamps informierten Martin Herrndorf und Judith Gauß an der Ecke Körnerstraße/Stammstraße über urbane Transformationen in Köln und die Vision hinter dem Begriff „Veedelsblock“.
Innerhalb des Projekts „
Das Gute Leben in den Veedeln“ widmet sich die Agora Köln dem Thema „Veedelsblöcke“ und dem damit verknüpften Vorhaben, gemeinsam mit Bürger:innen der Stadt Köln nachhaltige Ideen und Konzepte für eine lebenswertere Stadt zu entwickeln.
Diese ist angelehnt an die Idee der Superblocks, wie sie in Barcelona erfolgreich im Stadtteil Sant Antoni umgesetzt wurde. Superblocks sind zusammengefasste Häuserblöcke von 2×2 oder 3×3 Blöcken. Der Durchgangsverkehr innerhalb der Blöcke wird verringert, Fußgänger und Radfahrer haben Vorrang. Ziel dabei ist es, autofreie Zonen zu schaffen, – für mehr Miteinander und eine bessere Nachbarschaft.
Ausblick
Das zweite BarCamp stand noch sehr unter dem Eindruck von Corona – und wurde entsprechend der Auflagen mehrfach umgeplant.
Nicht nur über den öffentlichen Raum zu reden, sondern das BarCamp selber im öffentlichen Raum durchzuführen war ein Experiment. Zum Glück haben Sessiongeber*innen, Teilnehmer*innen und das Wetter mitgespielt.
Das nächste BarCamp ist für das Frühjahr 2022 geplant – dann wieder als offenes BarCamp mit den Themen Nachbarschaft & Nachaltigkeit.
Das Projekt „Das Gute Leben in den Vierteln“ geht natürlich weiter. Vielleicht habt ihr Lust, in die
erste Folge des PodCasts reinzuhören?