Von Inga J. Sondermann und Dana Dübbers Wanderbäume, aber niederschwellig. Ganz nach dem Motto „Einfach mal machen“ baute eine Nachbarschaftsgruppe in der Apenrader Straße einen mobilen Dorfplatz, bestehend aus vier Modulen, die zum verweilen einladen. Mit der Genehmigung für den öffentlichen Raum vom Ordnungsamt hat es bisher noch nicht geklappt- jetzt verwandeln die DIY-Bänke die Vorgärten in der Straße zum Treffpunkt für die Nachbarschaft. Am Anfang […]
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„Jede Straße braucht eine Theke“ – Nachbarschaft in Neu-Ehrenfeld baut mobilen DorfplatzVon Inga J. Sondermann und Dana Dübbers
Wanderbäume, aber niederschwellig. Ganz nach dem Motto „Einfach mal machen“ baute eine Nachbarschaftsgruppe in der Apenrader Straße einen mobilen Dorfplatz, bestehend aus vier Modulen, die zum verweilen einladen. Mit der Genehmigung für den öffentlichen Raum vom Ordnungsamt hat es bisher noch nicht geklappt- jetzt verwandeln die DIY-Bänke die Vorgärten in der Straße zum Treffpunkt für die Nachbarschaft.
Foto: Inga J. Sondermann
Am Anfang war das ZuhörenSich zuhören – in der oft anonymen Stadtnachbarschaft nicht so einfach, unter pandemischen Bedingungen oft nur eingeschränkt möglich und von sehr viel Verunsicherung verhindert. Dabei braucht es genau das: Menschen, die zuhören, und Menschen, die erzählen. Am liebsten im öffentlichen Raum, der wiederum Bürger:innen braucht, die sich handelnd einbringen.
Mit ihrem Projekt „rein & raus“ hat Inga J. Sondermann ihren Straßennachbar:innen in Köln schöne Zuhörmomente beschert und sie miteinander in Kontakt gebracht. Gleichzeitig konnte sie durch das Zuhören neue Ansatzpunkte für das gute Zusammenleben in der Straße sammeln, die sie als Gesellschaftsgestalterin in die Zukunft begleiten kann. Daraus ging hervor: Der Wunsch nach Kontakt, Austausch und weniger Verkehr in der Straße sind gemeinschaftliche Anliegen.
Foto: Inga J. Sondermann
Eine Theke für die StraßeInspiriert von einem Anwohner, der sagte, „jede Straße braucht eine Theke“, beantragte die Nachbarschaft beim Agora Köln e.V. finanzielle Unterstützung. Die Idee war, einen mobilen Dorfplatz zu bauen. Gesagt, getan. Gemeinsam baute die Nachbarschaft vier Module aus Paletten und vom Sperrmüll geretteten Stühlen, inklusive Bäumen und Blumen, wie es sich für einen echten Dorfplatz gehört. Sogar ein Fahrradständer wurde angebaut.
Da die Apenrader Straße sehr klein ist und keinen Fußweg hat, bot sich das Ausweichen auf Parkplätze als Dorfplatz-Standort an.
Einmal im Monat – genauer jeden ersten Freitag um 17 Uhr – soll der Dorfplatz einen Parkplatz weiterziehen, die Straße auf und ab. Er ist ein idealer Treffpunkt für die Nachbarschaft. Seit Ende Januar trifft sich diese nämlich monatlich auf der Straße, um sich auszutauschen und Aktionen zu planen, wie beispielsweise das Nachbarschaftsfest, das 2023 zum hundertsten Straßengeburtstag stattfinden soll. Aber es kann auch mal vorkommen, dass man sich außerhalb der Reihe trifft – zu Geburtstagen, oder um frisch Vermählten Überraschungen zu bereiten, ältere Nachbar:innen zu unterstützen oder einfach, weil die Sonne scheint.
Der Mobile Dorfplatz nach der Wanderung in den nächsten Garten. Foto: Dana Dübbers
Geht nicht? Gibts nicht!Zum internationalen Parking Day im September wurde der Dorfplatz eröffnet. Leider hat das Ordnungsamt entschieden, dem „Mobilen Dorfplatz“ die Nutzung von Parkplätzen zu untersagen. Grund dafür sei, dass die Module nur als festes Parklet auf einem Parkplatz stehen dürften.
Die Gruppe ließ sich davon nicht bremsen. Bis zur Genehmigung wandert der Dorfplatz nun von Vorgarten zu Vorgarten – und öffnet damit den privaten Raum für die ganze Nachbarschaft.
Die beherbergenden Anwohner:innen sprechen damit eine offene Einladung aus und freuen sich, wenn neue Gesichter sowie Alt-Eingesessene spontan mit der Kaffeetasse durch das Gartentor kommen.
Derzeit arbeitet die Gruppe an einem Konzept, um den mobilen Dorfplatz straßentauglich nach der Definition des Ordnungsamtes zu machen. Außerdem kommt noch eine mobile Küche als 5. Modul dazu. Möglicherweise kann der Dorfplatz auch mal weitere Nachbarschaften besuchen – Bewerbungen gerne unter dorfplatz@bueromacht.de. Den Dorfplatz findest Du auch bei Instagram unter @mobiler_dorfplatz.
Unterstützt wurde die Nachbarschaft von Agora Köln, dem Gartencenter Dinger‘s und büromacht. Der mobile Dorfplatz wurde realisiert im Rahmen der Pilotmaßnahmen im Projekt „Das Gute Leben in den Veedeln“ der Agora Köln, mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen sowie des Umweltamtes der Stadt Köln.
Selber aktiv werden – aber wie?Nachbarschaftlicher Einsatz lohnt sich. Damit dieser noch einfacher wird, haben wir für euch Anleitungen gesammelt, teilweise in Kooperation mit Kölner Initiativen – im „Das Gute Leben in den Veedeln“-Werkzeugkoffer. Hier könnt ihr genaue Schritte nachlesen, wenn ihr ebenfalls eine Aktion starten möchtet oder Inspiration sucht. Ihr findet ihn online auf
http://wiki.agorakoeln.de.