Weniger Autos, mehr Fahrräder und vor allem mehr Platz für nachbarschaftliche Kommunikation und Spiel – unter dem Motto „Eine Straße für alle“ brachte eine Nachbarschaftsgruppe in der Genovevastraße ihre Forderungen in die Öffentlichkeit und verwirklichte sich den Wunsch eines autofreien Tages. Bei Live Musik das Tanzbein schwingen, die Nachbarin von gegenüber im Tischtennis-Rundlaufturnier herausfordern, die Kinder Volleyball spielen lassen […]
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Freiraumdemo in Köln Mülheim: Eine Straße für alle“Weniger Autos, mehr Fahrräder und vor allem mehr Platz für nachbarschaftliche Kommunikation und Spiel – unter dem Motto „Eine Straße für alle“ brachte eine Nachbarschaftsgruppe in der Genovevastraße ihre Forderungen in die Öffentlichkeit und verwirklichte sich den Wunsch eines autofreien Tages.
Bei Live Musik das Tanzbein schwingen, die Nachbarin von gegenüber im Tischtennis-Rundlaufturnier herausfordern, die Kinder Volleyball spielen lassen und dabei entspannt mit Nachbar:innen plaudern – das alles war in der Genovevastraße am Samstag, den 13.08.2022 möglich, die Autos mussten ihre Plätze für einen Tag voller Kreativität und Austausch frei machen.
„Ich bin frei!“
Schon bereits um 10 Uhr, als der Straßenabschnitt von der Keupstraße bis zur Heidkampstraße gesperrt wurde, eroberten die Kinder der Genovevastraße die Straße für sich. Sie fuhren Roller, Skateboard und Fahrrad. „Ich bin frei!“ – hörte man einen Jungen laut rufen. Bis zur Eröffnung der Demonstration sammelten sich immer mehr fröhliche Kinder und interessierte Nachbar:innen auf der Versammlungsfläche. Der Autoverkehr staute sich währenddessen auf der Keupstraße bis zum ClevischenRing – ein Beweis dafür, welch hohem Autoaufkommen die Bewohner:innen am Wochenende bereits ab mittags ausgesetzt sind.
Verschiedene Blicke auf die Straße
Um 15 Uhr wurde die Demonstration eröffnet und die Organisator:innen trugen die Hintergründe und Zukunftswünsche vor. Im Anschluss erläuterte Gabi Linde von Agora Köln e. V. weitere Möglichkeiten zur Verschönerung des Umfeldes. Hallo Nachbar Dankeschön, eine Initiative, die bereits im angrenzenden Genovevahof aktiv ist, erwähnte wie wichtig es ist, in kleinenTeilschritten vorzugehen, um nachhaltig sichtbare Erfolge zu erzielen und die Motivation nicht zu verlieren. Herr Peter Bauer von Herkesin Meydani – Platz für alle lud daraufhin alle Nachbar:innen ein, sich über das antirassistische Mahnmahl, das an der Ecke zur Schanzenstraße umgesetzt werden soll, zu informieren.
Der 11-jährige Till kam ebenfalls zu Wort, um die Situation der Kinder zu schildern: „Für die Kinder ist es einfach doof, hier fahren die ganze Zeit Autos.“ „Man trifft sich nicht auf der Straße, hier fahren immer Autos durch und ich glaube für alle Beteiligten ist das nicht cool. Und die Kinder wünschen sich weniger Autos und mehr auf der Straße spielen.“
Es waren zwei Rundgänge geplant, einer zum Thema Fahrradnadeln und Entsorgung von vorhandenen Schrotträdern und einer zum Thema Platzierung neuer Mülleimer. Der Rundgang zum Thema Fahrrad, der gemeinsam mit den Herren Fuhrmann und Kühns vom Amt für Mobilitätsentwicklung von statten ging, stieß auf so große Resonanz, dass für den zweiten keine Zeit mehr zur Verfügung stand. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Die Nachbarschaftsgruppe freut sich auf den zukünftigen Austausch mit dem Amt für Mobilitätsentwicklung und hofft, dass im Nachgang zur Demo besprochene Möglichkeiten umgesetzt werden können.
Ein Happy-End?
Die Nachbar:innen, die nicht an dem Rundgang teilnahmen, erfreuten sich an live Musik von JUA, einer lokalen Reggae-/Ska-Band und in einer Putzaktion wurden die Straßenschilder vermutlich zum ersten Mal seit ihrer Aufstellung gereinigt.
Nicht zu vergessen war die Wasserschlacht – genau das richtige bei den heißen Temperaturen!
Die Demonstration fand einen musikalischen Ausklang mit Musiker:innen aus der benachbarten Keupstraße: Leyla Akinyi und Planet Maus.
Ein wirklich trauriger Moment für alle war das Öffnen der Straße für den Verkehr um 20 Uhr. So einen Tag – und da war man sich einig – gab es in dieser Form noch nie und es war ein unglaubliches befreiendes Gefühl, Raum für ein Zusammenkommen, für Austausch und Spiel zu haben.
Große Pläne
Weiterhin halten die Anwohner:innen an der Forderung zur Erstellung eines Gesamtkonzepts zur Verbesserung des Bereichs der Genovevastraße und dessen Umfelds fest und stehen dazu im Austausch mit der Bezirksvertretung:
- Ausschilderung der vorhandenen, umliegenden Parkhäuser
- Bessere Beschilderung der Tempo 30 Zone
- Verkehrsberuhigungsmaßnahmen nach Durchführung einer Verkehrserhebung in der Zeit von Freitagabend bis Sonntagnachmittag und ggf. Umwidmung der Genovevastraße, Abschnitt Ecke Keupstraße bis Kreuzung Heidkampstraße in eine Einbahnstraße (keine Einfahrt mehr von Keupstr. möglich, Zufahrt über die Heidkampstraße) sowie Kennzeichnung des nicht mehr benötigten Fahrstreifens als Fahrradweg (so wie es an der Kalk-Mülheimer-Straße ab der Kreuzung der Kalker Hauptstraße umgesetzt wurde)
- Aufstellen von weiteren Fahrradnadeln sowie Entsorgung von Schrotträdern
- Aufstellen von Abfalleimern an allen Laternenpfosten im Bereich der Genovevastraße sowie einer großen Mülltonne an Keupstraße gegenüber der Einfahrt zur Genovevastraße
- Gezielte und regelmäßige Verkehrsüberwachung in der Zeit von Freitagabend bis Sonntagnachmittag durch das Ordnungsamt, da es zu diesen Zeiten zu besonders dreisten Parkverstößen, zugeparkten Gehwegen, zugeparkten Rettungswegen, zugeparkten ausgeschilderten Bewohnerparkplätzen usw., kommt.
Zugleich arbeiten sie jetzt bereits mit den umliegenden Parkhäusern an einem Flyer, der in den Restaurants und an die Parkplatzsuchenden verteilt werden soll.
Das Orga-Team gönnte sich nach der anstrengenden Vorbereitungszeit erst einmal eine Verschnaufpause und wird sich weitere Aktionen überlegen, da die Rückmeldungen sehr positiv waren.
Fotos: I. Kreuzer & J. Gauß