View article
View summary
https://altefeuerwachekoeln.de/2024/10/09/offener-brief/Offener Brief: Alternativlos! Bürgerzentren sind Teil der Kölner DNA Offener
Die Kölner Elf, der Zusammenschluss der Kölner Bürgerzentren, wendet sich angesichts drohender Haushaltskürzungen mit einem Offenen Brief an die Oberbürgermeisterin und die Ratsmitglieder der Stadt Köln. Sehr geehrte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, sehr geehrte Mitglieder des Rates der Stadt Köln, wir schreiben Ihnen mit großen Zukunftssorgen, Unverständnis und auch einer Portion Ärger im Bauch wegen der wohl drohenden Kürzungen der Betriebskostenzuschüsse für unsere Bürgerhäuser und -zentren, obwohl wir mehr benötigen, nicht weniger! Hier würde an der falschen Stelle gespart! Ob Podiumsdiskussion zum Erhalt der Demokratie oder Krabbelgruppe, ob Konzert oder Selbsthilfegruppe, ob Jugend-Treff oder Tagung einer Organisation, ob Malkurs oder Koordination von Ehrenamtlichen – wir, die Kölner Bürgerzentren sind Orte der Begegnung und des Dialogs, der Demokratiebildung und der Stärkung unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Unser Auftrag Wir übernehmen damit ungemein wichtige Funktionen in der Kölner Stadtgesellschaft: Wir geben und gestalten Raum dafür, dass Menschen miteinander in Kontakt kommen, sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen, sich ausprobieren, ehrenamtlich engagieren und vernetzen können. Das ist eine niedrigschwellige Basisarbeit, die den Zusammenhalt in den Veedeln und in der Stadt stärkt. Bei uns wird Demokratie gelebt und vermittelt, ein weltoffenes und tolerantes Miteinander wird gefördert durch die vielzähligen Angebote in den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung und Soziales. Das ist im Angesicht der erstarkenden Rechten und der zunehmenden Spaltung und Vereinsamung in der Bevölkerung wichtiger denn je und tatsächlich alternativlos! Jährlich haben wir rund 1,5 Millionen Kontakte mit Menschen durch unsere Angebote. Das ist im Verhältnis dazu, was die Stadt jährlich investiert, enorm günstig für den kommunalen Haushalt. Wenn wir Angebote einstampfen müssen, verlieren wir wichtige Kontakte, die nicht zuletzt für die Menschen in den Veedeln eine stabile Größe in ihrem sozialen Miteinander sind. Wir kennen das aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen: Kürzungen dieser Art bedeuten sehr schnell ein Auseinanderbröckeln von Gemeinschaften. Die Folgekosten solcher Prozesse sind ungleich höher als eine auskömmliche Finanzierung. Mit den in unseren Häusern angesiedelten Anlaufstellen und Projekten erfüllen wir schließlich nicht nur die Gesellschaft stützende Aufgaben, sondern auch pflichtige Leistungen für die Stadt Köln. Zudem ergänzen wir als „Basisstationen“ mit unseren vielen, breit gefächerten Angeboten das soziale Köln und holen dabei noch Geld in die Stadt: Sei es ganz konkret durch Kulturveranstaltungen oder Kurse oder eher allgemeiner durch die Profilschärfung Kölns als soziale Stadt. Wir sind wichtige Arbeitgeber*innen für 120+ Beschäftigte (Vollzeitstellen) in sehr vielfältigen Bereichen. Auch als Ausbildungsbetriebe und für den zweiten Arbeitsmarkt sind wir bedeutsam. Wir können aufgrund unserer Infrastruktur als auch aufgrund unserer Nähe zu den Menschen und Veedeln schnell und effektiv auf gesellschaftliche Herausforderungen und Notlagen reagieren. Und das tun wir auch! Wir sind da, wenn es schwierig wird. Bitte seien auch Sie nun für uns da.
Unsere Finanzierung Wir erhalten von der Stadt Köln einen Zuschuss zu unseren Betriebskosten. Aktuell sind das 3,03 Mio. Euro jährlich für alle Bürgerhäuser. Das sind etwa 30 % der Gesamtfinanzierung der Häuser. 70 % der Kosten erwirtschaften wir selbst. Das ist ein Kraftakt, der nicht immer gelingt, auch, weil unsere Kosten, wie überall, stetig steigen. In den letzten Jahren – zunächst ausgelöst durch Corona – hat die Stadt Köln zum Jahresende Rettungsschirme für die Bürgerzentren ausgezahlt. Das war hilfreich, aber natürlich nicht nachhaltig. Aus dieser prekären Finanzierungslage wollen wir endlich raus! Das sah die Stadt Köln auch so und beauftragte uns 2023 damit, ein Finanzierungskonzept vorzulegen, das den Erhalt des Status Quo sichert und Rettungsschirme unnötig macht. Dieses Konzept wurde mit Unterstützung einer Beratungsfirma erstellt. Das Ergebnis: Bliebe die Finanzierung so, wie sie aktuell ist, fehlten uns im nächsten Jahr bereits 10% der Finanzierung. Um die Bürgerhäuser auskömmlich zu finanzieren, wären 5,4 Millionen im nächsten Jahr nötig. Nun stehen aber sogar Kürzungen der Mittel für 2025/26 im Raum. Das wäre katastrophal! Denn die allgemeinen Kostensteigerungen sowie die Tariferhöhungen machen uns schon jetzt zu schaffen.
Unsere Forderungen Wir fordern von der Stadt Köln, sich dem sozialen Köln nachhaltig zu verpflichten und die Finanzierung der Bürgerhäuser und -zentren als Orte der Demokratie, der Kultur, des Dialogs und der Begegnung langfristig zu sichern. Wir fordern daher von Ihnen eine auskömmliche Finanzierung unserer Häuser, orientiert an der erarbeiteten Finanzierungsstruktur in Höhe von 5,4 Mio. Euro pro Jahr nebst Inflationsausgleich und Personalkostensteigerungen pro Jahr.
Unsere Gedanken über den Tellerrand hinaus Verehrte Oberbürgermeisterin, verehrte Mitglieder des Rates, unsere Zukunftssorgen beziehen sich nicht nur auf unsere konkreten Häuser und Zentren. Sie beziehen sich auch auf die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und den Sparkurs insbesondere in den Bereichen Kultur und Soziales. Das sind in diesen Zeiten fatale Zeichen! Köln hat in der Vergangenheit schon öfter einen anderen Weg eingeschlagen als die meisten, hat auf Zusammenhalt und soziales Gewissen gesetzt, statt auf Spaltung und Härte. Wir bitten Sie nachdrücklich, diesen Kurs nicht zu verändern, diese Kölsche DNA zu erhalten. Wir sind Teil der Kölner DNA – und das ist alternativlos. Caro Frank, Geschäftsführung der Alten Feuerwache Köln, im Auftrag der Kölner Elf
Der Beitrag
Offener Brief erschien zuerst auf
Alte Feuerwache Köln.