Gedanken über die Corona-Krise unseres Kollegen Willi Does von...
Draussenseiter - Das Kölner StrassenmagazinGedanken über die Corona-Krise unseres Kollegen Willi Does von Emmaus Köln, die wir gerne weiterleiten möchten.
Willi DoesDie Corona Krise als weltweites Phänomen
Erinnern wir uns: Auf dem Höhepunkt der Corona- Krise wurden Menschen gelobt und beklatscht, die im Alltag eher nicht v...orkommen und die vor allem schlecht bezahlt sind: Kranken/ Altenpfleger/innen, Verkäufer/innen/ Lagerist/innen in den Kaufhäusern, LKW- Fahrer etc.
Während sich ein großer Teil der Bevölkerung in die Privatsphäre zurückziehen musste, oftmals mit einem fürs Homeoffice ausgestatteten Laptop, waren oben Genannte tatsächlich an der vordersten Front , da wo es wehtun kann, wo die Ansteckung mit dem Virus sehr schnell geschehen konnte.
Und für diese größere Anzahl von Menschen ist die Krise noch lange nicht vorbei, und werden die Befeierten und Beklatschten nach der Krise das bekommen, was man ihnen vollmundig versprochen hat: Endlich mehr Geld und das nicht nur mit einem einmaligen Zuschuss oder Bonus ( wie ein nettes Dankeschön) sondern mit tariflich abgesicherten besseren Dauerlöhnen.
In unserem Land mit der möglicherweise viertstärksten Ökonomie weltweit, wurden in Milliardenhöhe Soforthilfsprogramme aufgerufen, Geld schien keine Rolle zu spielen, sogar kleinere Firmen kamen tatsächlich ohne größeren Aufwand an staatliche Förderungen und Zuschüsse , um zu überleben.
Und tatsächlich scheint die Krise Deutschland , mit einigen Ausnahmen, nicht so zuzusetzen wie andere Länder.
Die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit weltweit zeigt allerdings ein schlimmes Bild:
Das Virus trifft weltweit dort hart zutage, wo die Kluft zwischen Arm und Reich besonders groß ist, und diese Pandemie verschärft die Ungleichheit dramatisch.
Auf der einen Seite: In Städten wie z.B. in Paris oder New York konnten sich Reiche und Betuchte schnell noch an die frische Luft der Berge oder Küste zurückziehen, oftmals in ihre Zweitwohnungen und Häuser, um den Verlauf der Seuche komfortabel abzuwarten, die Corona – Krise eher als Idyll wahrnehmen,
auf der anderen Seite Corona als Zumutung, wenn man ohne Arbeit, auf engstem Raum, nicht die Kontaktsperre einhalten kann, weil man Geld verdienen , etwas Essbares auftreiben muss und das in den Flüchtlingsunterkünften weltweit und in den Mega-Citys Amerikas, Asiens und Afrikas.
Leider ist es nicht so, dass das Virus ein großer Gleichmacher sei, der vor niemandem haltmache. Die Potentaten des Westens: „ We are all in this together“ , eine schicke Madam räkelt sich in der Badewanne mit Rosenblüten und spricht: „ Das Virus schert sich nicht darum, wie reich und berühmt du bist, das Wundervolle daran ist, dass es uns alle gleich gemacht hat“.
Die Eliten des Nordens haben den zweimonatigen Lockdown weitgehend unbeschadet überstanden, Ausgangssperre bei voller Bezahlung und Internetanschluss und viele sind auf den Geschmack gekommen:
Im Umland von London und New York sind die Nachfragen und Preise nach Villen im Grünen , an der Peripherie der Cities explodiert. Warum lästiges Pendeln in die City, wenn Geschäfte sich per Zoom oder Skype erledigen lassen.
Und auf der anderen Seite im gleichen Land: All die Freigestellten, die Kellner, Köche, Flug- und Zugbegleiter, die kleinen Ladenbesitzer, die eventuell aktuell jetzt noch am Tropf
des Staates hängen, aber wissen, dass sie auf Dauer nicht mehr gebraucht werden.
Schon jetzt gibt es ein Millionenheer von Arbeitslosen in USA, während hier ca 7 Millionen in Kurzarbeit auf bessere Zeiten hoffen.
Lufthansa erhält wahrscheinlich 9 Milliarden an staatlicher Hilfe und muss gleichzeitig mehrere tausend Mitarbeiter auf Dauer „freisetzen“ .( das ist Sanierung auf Kosten der jeweils Schwächsten)
Dies sind allerdings die Aussichten im reichen Norden. Im Süden der Welt, wo Kurzarbeitergeld, Arbeitslosenversicherung, Mindestlöhne , ein funktionierendes Sozial und Gesundheitssystem weitgehend unbekannt sind, zeigen sich die Wirkungen der Corona- Krise bei weitem wirkungsvoller.
Aber auch hier gilt: Die Eliten Afrikas und Südamerikas haben sich spielend mit dem Virus arrangiert, für die Tagelöhner und Wanderarbeiter allerdings bedeutet „zu Hause bleiben“ : Nichts zu Essen zu haben.
Wenn nicht an Covid 19 sterben , dann an Hunger
Mehr als 2 Milliarden Menschen müssen mit 3,20 $ am Tag leben , und die Aufforderung der Eliten dieser Länder, sich gefälligst so oft wie möglich am Tag die Hände zu waschen, klingt wie Hohn, wenn der Brunnen kilometerweit entfernt ist.
Dies sind keine Neuigkeiten , keine neuen Lebensbedingungen für die Ärmsten der Armen, nur jetzt treten sie noch brutaler zu Tage und verhöhnen diese Menschengruppe. In die Untätigkeit gezwungen, als Wanderarbeiter ausgemustert und zum Sterben verurteilt.
Die Ausgegrenzten und gleichzeitig Eingeschlossenen am unteren Ende der Leiter müssen sich fragen, wie man z.B. „social distancing“ beachten kann in übervölkerten Wohnsilos und Favelas, wie man Kinder ernähren kann, wenn Schulen und Märkte geschlossen sind, wie sich über Wasser halten, wenn man bisher von Gelegenheitsjobs gelebt hat, die es jetzt nicht mehr gibt.
Wenn in unseren reichen Breiten des Nordens immer nur die Rede war von zwei Risiko-gruppen, die von COVID 19 bedroht sind, nämlich die Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen, dann ist die Erkrankung vieler Gesellschaften : Soziale Ungleichheit.
Bisher gab es die meisten Covid-19-Toten dort, wo die soziale Ungleichheit, die Kluft zwischen Arm und Reich am größten ist.: Brasilien, Südafrika, USA.
Die am stärksten betroffenen Länder Westeuropas sind Großbritannien, Spanien und Italien, auch Länder wo Reichtum sehr ungleich verteilt ist.
Mehr anzeigen