Die Evangelische Kirchengemeinde Nippes und das Archiv für Stadtteilgeschichte laden am Mittwoch, 11. September, ab 19 Uhr zum Themenabend „Der Fall Julio Goslar“ im Gemeindehaus an der Siebachstraße 85 ein. […]
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40 Jahre Stadtteilarchiv *** Vortrag: „Der Fall Julio Goslar“Die Evangelische Kirchengemeinde Nippes und das Archiv für Stadtteilgeschichte laden am
Mittwoch, 11. September, ab 19 Uhr zum Themenabend „Der Fall Julio Goslar“ im Gemeindehaus an der Siebachstraße 85 ein. Der Eintritt ist frei!
Julio Goslar (1883–1976) konvertierte 1914 vom Judentum zum evangelischen Glauben. 1921 wurde er in der evangelischen Kirchengemeinde Köln-Nippes als Kirchenmusiker eingestellt. 1934 schloss die Reichsmusikkammer Goslar, den einzigen „volljüdischen“ evangelischen Kirchenmusiker Deutschlands, aus ihren Reihen aus.
Im September 1935 forderte der Vizepräsident des altpreußischen Berliner Evangelischen Oberkirchenrates das Nippeser Presbyterium auf, Julio Goslar zu beurlauben. Dieser Aufforderung kam es umgehend nach.
Nach einer ersten Beurlaubung 1935 kündigte Goslar 1936 selbst. Seine Ehefrau Christel (1886–
1947) erhielt von der Kirche das offizielle Ersuchen, sich scheiden zu lassen, was sie aber in einem Brief an die Kirchenleitung ablehnte. Goslar musste als Zwangsarbeiter in der „Judenkolonne“ der Stadt Köln arbeiten. Als die Wohnung im Mai 1943 bei einem Bombenangriff zerstört wurde, erhielt das Ehepaar eine „Auffangwohnung“ von der Gestapo zugewiesen. Im Juli 1944 tauchten die Goslars unter, wurden von Bekannten bis zum Kriegsende versteckt, zunächst in Köln-Feldkassel, dann in der Siebachstraße 86 in Nippes.
Nach Kriegsende forderte Goslar seine Wiedereinstellung, was vom Presbyterium zunächst abgelehnt wurde. Erst auf Druck der alliierten Militärregierung gab die Kirchengemeinde nach. Goslar durfte wieder aktiv als Chorleiter und Organist wirken. Heute trägt das Gemeindehaus der Evangelischen Lutherkirche seinen Namen.
1969 erhielt Julio Goslar vom damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann das Bundes verdienstkreuz. Die Julio-Goslar-Straße in Bilderstöckchen, zwischen Escher und Osterather Straße, ist nach ihm benannt.
*** Die Veranstaltung ist Teil der Jubiläumswochen zum
40-jährigen Bestehen des Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes! Eine Übersicht über alle weiteren Veranstaltungen im Rahmen des runden Geburtstags gibt es auf der
Archiv-Website. ***