Wir fordern: Sichere Schulwege in KölnAlle Kinder sollen allein zur Schule kommen können. Am europäischen Schulstraßen Aktionstag machten sich Kinder, Eltern und Schulen für ein sicheres Schulumfeld und selbständige Mobilität der Kinder stark.
Wir fordern: Sichere Schulwege in Köln
Mit den Schulstraßen & Fahrradbus Aktionen vom 2. bis 5. Mai an 17 Schulen und einigen beteiligten Kitas haben wir gemeinsam über 10.000 Kinder, Lehrer*innen, Eltern erreicht. Wahnsinn, was an alle Beteiligten auf die Beine und Straßen gebracht haben.
Die Kinder genossen Unterricht an der frischen Luft, Bewegungsspiele und weitere Angebote auf ihrer autofreien Schulstraße. Andere radelten gemeinsam mit ihren Eltern in einer großen Gruppe als Fahrradbus (Bicibús) zur Schule. Hier findet ihr die Bilder Galerie
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See image gallery at kidicalmasskoeln.org] Frau Reker, was passiert jetzt in Köln, damit Kinder nicht nur an Schulstraßen-Aktionstagen sicher zur Schule und wieder nach Hause kommen?
Die Stadt Köln hat bereits zwei Pilotprojekte „Schulstraße“ gestartet. Jetzt muss sie schnellstmöglich ein Angebot für alle Schulen schaffen, die sich eine Schulstraße wünschen.
Eins ist klar: Wir werden die Stadt Köln nur dazu bringen, Schulstraßen auszurollen und im gesamten Stadtgebiet kinder- und fahrradfreundliche Bedingungen zu schaffen, wenn wir weiter laut sind bzw. noch lauter werden.
Dafür gibt es die nächsten großen Aktionstage im September. Ihr wollt dabei sein oder habt Fragen vorab, meldet euch einfach unter: kontakt@kidicalmasskoeln.orgZudem hat die Stadt folgende Hausaufgaben von uns, damit sich alle Kinder und Jugendlichen sicher und selbständig in Köln bewegen können.
- Schulstraßen und Zonen ohne Autoverkehr (temporäre Kfz-Durchfahrtverbote)
- Fahrradstraßen und Fahrrad-Zonen als flächendeckendes Netz und Grundlage für ein sicheres Schulwegenetz
- geschützte oder baulich getrennte, breite Radwege an Hauptverkehrsstraßen sowie geschützte Kreuzungen (nach niederländischem Vorbild)
- Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen innerorts
- Straßen ohne Durchgangsverkehr in Wohngebieten (Bsp. Superblocks Barcelona)
Hintergrund: Erste Schulstraßen Köln gestartet
Die Stadt Köln hat das Konzept „Schulstraße“ auf Grundlage unserer Aktionen aufgegriffen und das erste Pilotprojekt für sichere Schulwege in Köln gestartet.
Die Lindenbornstraße an der Vincenz-Statz- und der Lindenborn-Grundschule in Köln Ehrenfeld ist seit Montag, 27. Februar 2023 zwischen Fröbelstraße und Sömmeringstraße jeweils montags bis freitags von 7.45 bis 8.30 Uhr sowie von 14.45 bis 15.15 Uhr
für die Kinder geöffnet und für den Autoverkehr gesperrt.Eine Woche später folgte ein zweites Pilotprojekt an der Maria-Montessori-Schule in Köln-Ossendorf. Dort ist seit Montag, 6. März 2023, die Straße Am Pistorhof jeweils montags bis freitags zwischen 7.45 und 8.15 Uhr und zwischen 14.45 und 15.15 Uhr für den motorisierten Verkehr gesperrt.
Schulstraßen, temporäre Kfz-Durchfahrtverbote vor Schulen, sind ein einfaches Mittel, um den Schulweg sicherer zu machen und die Selbständigkeit von Kindern zu fördern. Die Kidical Mass möchte Schulstraßen erlebbar machen und etablieren. Seit Sommer 2021 haben wir sieben erfolgreiche Aktionen durchgeführt, die auf positive Resonanz in der Politik gestoßen sind. In 2021/2022 wurden sieben politische Beschlüsse zur Einführung von Schulstraßen im Kölner Stadtgebiet gefasst.
Fotos: Amrei Kemming
Tagesschau Artikel mit Online Beitrag WDR Lokalzeit – Sperrungen vor Schulen: Köln testet das Konzept Schulstraße WDR Maus Zoom – Schulstraße: Straßensperre für die SchulePressemitteilung Stadt Köln startet Vorreiterprojekt „Schulstraße“
Das Ziel der Schulstraßen ist es, den Kindern einen sichereren Schulweg zu ermöglichen. Für die Entwicklung der Kinder ist es sehr wichtig, zu Fuß zur Schule gehen zu können, Erfahrungen im Straßenverkehr zu sammeln und selbständig zu werden. Damit ist das Projekt auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Stadt zu mehr menschengerechter und umweltverträglicher Mobilität, so Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln.
Schulstraßen sind mehr als sichere Schulwege in Köln
Alle Kinder sollen sicher und selbstständig zur Schule kommen können. „Wir wissen von Paris, wie wir es machen müssen. Also fangen wir jetzt an. Machen wir die Straßen vor den Schulen autofrei (…) Weil wir den Kindern das geben möchten. Die Kinder haben das Recht darauf“, so Prof. Dr. Marco te Brömmelstroet beim
Mobilitätstag NRW 2022.Schulstraßen bedeuten noch viel mehr als sichere Schulwege: Kinder und Eltern werden für nachhaltige Formen der Mobilität begeistert und ändern ihr Mobilitätsverhalten. Schulstraßen geben den Anstoß für ein kindgerechtes Verkehrssystem und eine lebenswertere Stadt. Politik und Verwaltung werden für die Themen Kinderrechte und Mobilität sensibilisiert. Auch das ist Inklusion. Schulstraßen stellen ein neues Narrativ dar. Sie überzeugen, weil sie erlebbar sind. Zudem sind sie von heute auf morgen umsetzbar und geringinvestiv. Sie sind gut für Luft, Klima, Gesundheit und Entwicklung der Kinder (Selbstwirksamkeit!), ein gutes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sowie allen Menschen. Und nicht zuletzt sind sie ein gelebtes Stück Demokratie.
Die Stadt Köln muss nun schnellstmöglich ein Konzept für alle Schulen vorlegen
Es darf nicht bei den Pilotprojekten bleiben, die erst nach einem Jahr evaluiert werden sollen. Soviel Zeit geben wir der Stadt nicht zum Ausruhen. Denn viele Schulen und vor allem Kinder in ganz Köln wünschen sich eine Schulstraße. Nicht nur an den Schulen, an denen wir schon Aktionen durchgeführt haben. Zudem hat die Politik der Verwaltung einen klaren Handlungsauftrag für weitere Schulen bzw. gesamte Bezirke erteilt.
Ausblick Schulstraßen
Die Pilotprojekte der Stadt dürfen aus unserer Sicht nur der erste Schritt sein. Das Ziel muss ein dauerhaftes temporäres Durchfahrtverbots an den Schulen in Köln sein. An vielen Schulen sollte auch eine flächendeckende Verkehrsberuhigung mit Einrichtung permanenter Durchfahrtverbote und neuer Flächenverteilung möglich werden.
Paris zeigt wie Schulstraßen aussehen können. Das geht auch in Köln. Wir brauchen mehr kinderfreundliche, grüne Orte, in denen es viele und vielfältige Freiräume zum Spielen und für ein soziales Miteinander zwischen allen Generationen gibt
Die Schulstraßen können als gute Basis für das gesamte nachhaltige Mobilitätsnetz der Stadt Köln dienen. Mittels Fahrradstraßen und Fahrrad-Zonen kann ein flächendeckendes Netz für ein sicheres Schul(rad)wegenetze entstehen.
Zudem müssen sich die Kommunen für die Verankerung von Schulstraßen im Straßenverkehrsrecht stark machen.
In Österreich gilt seit 1. Oktober 2022 eine eigene Regelung für Schulstraßen in der StVO (Novelle).
Rückblick Aktionen in Köln
Im Juni 2021 haben wir in Weiden unsere
erste Schulstraßen Aktion durchgeführt. Im Laufe der letzten eineinhalb Jahre kamen weitere Aktionen an diesen Schulen hinzu:
An der Vincenz-Statz-Grundschule gab es sogar zwei Aktionen. Erstens um lebhaft und lautstark an die beschlossene
Erprobungsmaßnahme zu erinnern. Zweitens als Teil des europaweiten Aktionstages #StreetsForKids von
Clean Cities Campaign. Dieser Aktionstag fand erstmalig am 6. Mai 2022 in mehreren Ländern statt, an der zweiten Ausgabe am 21. Oktober 2022 beteiligte sich die Heliosschule. Die gemeinsame Forderung er europaweiten Aktion: Die Einrichtung von Schulstraßen an allen Schulen bis 2030.
Bei allen Schulstraßen Aktionen wurde die Straße morgens in einem Zeitfenster von rund 30 Minuten für die Kinder geöffnet. Autos mussten draußen bleiben. Zum Teil auch nachmittags zur Abholzeit. Am krönenden Abschlusstag wurde die Straße den ganzen Tag von den Kindern zurück erobert. Überall war es bunt und lustig, wenn die Schüler:innen die Straße mit Rollern, Rädern und Picknickdecken eroberten, mit Kreide bemalten, turnten, Fahrradreifen flicken lernten u.v.m.
Die Anwohner:innen waren vorab informiert und freuten sich über freie Gehwege, glückliche Kinder und Ruhe vom Autolärm. Alle Aktionen waren vorab von der Polizei als Versammlungen genehmigt.
Große Unterstützung aus der Politik
Viele lokale Politiker:innen haben sich die Aktionen vor Ort angeschaut und ihre Unterstützung zugesagt. Zum Teil sogar aus Bezirken, in denen noch gar keine Aktion stattgefunden hat. So liegen inzwischen Beschlüsse der Bezirksvertretungen Lindenthal, Ehrenfeld, Mülheim, Innenstadt und Kalk vor.
Zum Teil soll die Schulstraße an einer konkreten Schule erprobt werden – als Blaupause für den ganzen Bezirk. In der Innenstadt soll sofort im ganzen Bezirk eine Möglichkeit der Umsetzung von Schulstraßen geschaffen werden. Da es anfänglich keine Reaktion seitens der Stadt Köln gab, legten die Bezirksvertretungen Ehrenfeld und Mülheim noch einmal nach. Das Thema Schulstraßen sollte im Verkehrsausschuss des Rates der Stadt Köln behandelt werden wegen seiner gesamtstädtischen Relevanz. Es sollte ein Werkstattverfahren umgesetzt werden. Im Sommer 2022 kündigte die Verwaltung dann die Vorlage eines Konzeptes bis Ende 2022 an. Dieses liegt noch nicht vor. Dafür befinden sich ja jetzt zwei Pilotprojekte in der Umsetzung.
Hier eine Auflistung aller Beschlüsse und Mitteilungen:
- BV Kalk, 20.10.2022:
Einrichten einer Schulstraße in der Fritz-Schuh-Straße/Diesterwegstraße in Köln-Brück, AN/1749/2022 - Verkehrsausschuss, 23.08.2022:Beantwortung einer Anfrage zum Thema Schulwegsicherung, 2099/2022
- BV Innenstadt, 02.06.2022:Einrichtung von sog. ‚Schulstraßen‘ durch Anweisung von temporären Durchfahrtsverboten für Kraftfahrzeuge im Schulumfeld, AN/1071/2022
- BV Mülheim, 28.05.2022:
Werkstattverfahren Schulstraßen, AN/1160/2022 - BV Ehrenfeld, 16.05.2022:
Werkstattverfahren Schulstraßen, AN/0958/2022 - BV Ehrenfeld, 04.04.2022:
Sachstand zum Beschluss, AN/0647/2022 - BV Mülheim, 17.01.2022:
Verbesserung der Verkehrssituation an der Rosenmaarschule, Protokoll - BV Ehrenfeld, 13.12.2021:
Durchführung einer Erprobungsmaßnahme: Temporäres Durchfahrtverbot für Kraftfahrzeuge, AN/2580/2021 - BV Lindenthal, 02.11.2021:Probeweise Einrichtung einer Schulstraße für die Albert-Schweitzer-Schule, AN/2153/2021
Fotos: Stefan Flach & verenafotografiert
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