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Fotografie ist mehr als nur Fotos machen – findet Daniel Zakharov. Gar
nichts suchen Gut zehn Jahre war der in der Südstadt lebende Fotograf und
Fotokünstler in ganz Köln unterwegs, und ist immer noch auf der Suche
nach dem besten Motiv – obwohl er eigentlich gar nicht(s) sucht.
Vielmehr findet er in der ganzen Stadt […]
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„Es entsteht etwas …“
Fotografie ist mehr als nur Fotos machen – findet Daniel Zakharov.
Gar nichts suchen
Gut zehn Jahre war der in der Südstadt lebende Fotograf und Fotokünstler in ganz Köln unterwegs, und ist immer noch auf der Suche nach dem besten Motiv – obwohl er eigentlich gar nicht(s) sucht. Vielmehr findet er in der ganzen Stadt immer wieder Szenen und Bilder, die er fotografiert und in seine Sammlung aufnimmt. Nach und nach entstehen aus den einzelnen Foto-Serien neue Konzepte, Ideen und Entwürfe.
Der Mainzer Hof ist Restaurant, Bar & Karnevalshotspot, aber auch die Veedelskneipe an der Ecke. Bereits seit über 35 Jahren zieht die Ur-Kn…5000 Kilometer Latschen mit der Kamera
Mit seinem Projekt „Köln. 86 Veedel“ startete Daniel Zakharov 2014 eine zehnjährige fotografische Reise durch alle Kölner Stadtteile. Dabei ging es ihm weder um ein Abfotografieren der bekannten Sehenswürdigkeiten noch um eine Zusammenstellung schöner Postkartenmotive. Er wollte die Stadt aus einer anderen Perspektive zeigen, in all ihren Facetten: hübsche, hässliche, geheime, interessante, langweilige, sentimentale, liebevolle, öde, faszinierende und vor allem immer wieder überraschende Ansichten. „Das geht am besten zu Fuß“, sagte sich der Fotograf. Mittlerweile ist er mehr als 5.000 Kilometer nur mit Kamera und Karte im Gepäck kreuz und quer durch die Viertel gelaufen, dabei sind mehr als 100.000 Fotos entstanden und seine Entdeckungstour durch die Heimatstadt geht bis heute weiter.
Daniel Zakharov mit seiner Kamera am Rheinufer (Foto: Klaudia Brysch) Die Stadt als authentische, ungeschminkte Kulisse
Im November 2019 veröffentlichte Daniel Zakharov sein erstes Fotobuch zu der Serie, die bei den Spaziergängen entstanden ist. Neben zahlreichen Fotografien aus den einzelnen Veedeln, sind im Buch auch Interviews mit interessanten Persönlichkeiten aus Köln zu finden, die er in den letzten Jahren ergänzend zu seiner Fotoreise geführt hat. 100.000 Fotos und nur rund 300 Seiten im Buch – eigentlich schon klar, dass das nicht ausreicht. Warum auch, denn Daniel fotografiert in seinen Touren durch die Stadt spontan und intuitiv, nicht nach einer vorgegebenen Liste. „Ich arbeitete konzeptuell“, so sagt er. Heißt: er sammelt Motive und setzt daraus Serien zusammen. „Es ist wie mit einzelnen Puzzleteilen, die man zufällig entdeckt und noch nicht weiß, welches Gesamtbild sich daraus ergeben könnte“, erzählt mir der Südstädter mit russischen Wurzeln, „Fotografie ist nicht nur ein Beruf für mich, sondern ein Medium, das mir hilft, die Welt um mich herum besser zu verstehen und mich persönlich weiterzuentwickeln.“

Das Puzzle beginnt mit Porzellan-Papageien
Wir sitzen in der gemütlichen Café Bar auf der Bonner Straße. Daniel hat sein neuestes Buch mitgebracht: „Lebenszeichen“. Er erzählt, wie alles an einer Haltestelle in Sülz begann. Er entdeckt ein ungewöhnliches Motiv in einem Hausfenster und möchte es fotografieren. Doch so einfach ist es nicht: er will unentdeckt bleiben, unauffällig aus der Distanz fotografieren. Er mustert ungeduldig die Gegend, wartet bis kein Mensch mehr zu sehen ist – immer mit dabei ist das Gefühl etwas Verbotenes zu tun. „Ich habe Hemmungen meine Kamera auf das Fenster einer fremden Person zu richten, der Pforte zu einer mir verborgenen, privaten Welt“, so beschreibt der Fotograf die psychologische Herausforderung, die ihn beim mehrmaligen Drücken des Auslösers überkam, bevor er sich „rasch vom Acker“ machte. Sie sind „im Kasten“: Zwei dämliche Papageien aus Porzellan in einem Fenster. Ohne es in dem Moment zu wissen, war dies der Startschuss für eine Serie mit mehr als 500 Fotografien.
Muster aus Formen
Daniel schaut von nun an genauer hin, schaut in die Fenster auf tristen Kölner Fassaden und sieht plötzlich überall Tiere, Vögel, Figuren und diverse andere Objekte. Immer wieder sind es Papageien, bald Pferde, Katzen und Hunde, dann Skelette, Comic-Helden, Star-Wars-Figuren, hässliche Clowns, gruselige Puppen, antike Athleten, Köpfe und Büsten, Zwerge, Schaufensterpuppen, die scheinbar das Treiben auf der Straße beobachten.
Jedes neu entdeckte Motiv ist für ihn wie ein Puzzlestück, nach dem er nicht bewusst gesucht hat und es nur durch Zufall fand. Jedes einzelne Motiv formt den Blick des Fotografen neu und das Wesen der Serie auf dem Weg zum fertigen Werk. „Im Wust vieler kleiner Puzzlestücke erkenne ich schnell ein Muster aus einzelnen Formen und Farben, die zueinander gehören und die aus dem augenscheinlichen Chaos eine beruhigende Logik, Orientierung und Ordnung bergen. Trotz des anfänglichen Durcheinanders gibt es die Gewissheit, dass diese zersplitterte Ordnung am Ende ihr verborgenes Wesen offenbart.“ Schon als Kind hat Daniel diese Leidenschaft fürs Puzzeln beschäftigt, „das Chaos enträtseln, verstehen, ordnen und schließlich zum sinnvollen Bild transformieren wird zur Obsession.“
Bereits seit mehr als 60 Jahren ist die evangelische Familienbildungsstätte, kurz fbs genannt, am Kartäuserwall in der Südstadt zu finden. E…„Köln ist ein gutes Pflaster für meine Serie“
Egal wo Daniel mit der Kamera „bewaffnet“ unterwegs ist – ob mitten in der Innenstadt, in hippen Vierteln, langweiligen Siedlungen oder dörflichen Außenbezirken – regelmäßig entdeckt er auf seinen Streifzügen neue Motive. Das Zusammenspiel von den zur Schau gestellten Objekten, teilweise mit Gardinen oder Vorhängen als Hintergrund geben dem Gesamtbild eine sehr persönliche Note. „Jedes kleine Detail wird lebendig und erzählt mir die Geschichten fremder Menschen und unbekannter Welten, das Wesentliche bleibt jedoch immer ein Geheimnis.“ Daniels Fotoserie „Lebenszeichen“ porträtiert Menschen, ohne sie zu zeigen. Die Motive sind eine Art Fingerabdruck. Eingefasst von (Fenster-) Rahmen erinnern sie an Kunstwerke, die an Hauswände gehängt wurden.
Das Buch von Daniel Zakharov – weitere folgen! bestes self published Photograph Book
Das Ergebnis der unzähligen Spaziergänge und unerschöpflicher Schnappschüsse ist ein 320 Seiten dickes Buch mit ca. 250 Fotografien. Das Besondere ist die ungewöhnliche Gestaltung sowie Falz und Bindung des Buches: die linke Hälfte lässt sich wie gewohnt aufschlagen, während die rechte Seite zweifach aufklappbar ist und somit auch zum doppelten Format anwächst. Zusätzlich erscheint die Auflage mit drei unterschiedlichen Cover-Editionen. Kein Wunder also, dass es 2023 den Preis für das beste Self-Published Photography Book gewann und auch auf der Shortlist für den Förderpreis für Junge Buchgestaltung kam.
Straßenzug in der Südstadt, Agilolfstraße (Foto: Daniel Zakharov) Neue Köln-Bücher
„In Köln habe ich mittlerweile fast jede Straße der Stadt gesehen, aber die Urbanität fasziniert mich weiterhin“, sagt Zakharov. Er hat seit seinem ersten Buch eine enorme Menge weiterer Motive angesammelt. Aktuell ist er dabei, das gesamten Köln-Archiv zu sortieren und die besten Bilder auszuwählen, um an neuen Köln-Büchern zu arbeiten. Dieses Mal sollen die einzelnen Stadtbezirke detaillierter präsentiert werden. Wir sind gespannt auf den Band mit der Südstadt!
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