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„Wollten wir uns am Elisabeth-Treskow-Platz treffen oder am Harry-Blum-Platz?“, denke ich, aber da kommt Juan mir auch schon fröhlich auf einem rostigen Fahrrad entgegen. Juan Gomez heißt er mit vollem Namen und ist Straßenkünstler. Juan stammt aus Argentinien, wie man an seinem charmanten Akzent unschwer erkennen kann. 2003 kam er das erste Mal nach Köln, […]
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„Ich liebe das Spiel mit dem Moment“„Wollten wir uns am Elisabeth-Treskow-Platz treffen oder am Harry-Blum-Platz?“, denke ich, aber da kommt Juan mir auch schon fröhlich auf einem rostigen Fahrrad entgegen. Juan Gomez heißt er mit vollem Namen und ist Straßenkünstler. Juan stammt aus Argentinien, wie man an seinem charmanten Akzent unschwer erkennen kann. 2003 kam er das erste Mal nach Köln, das Jahr des Jahrhundertsommers. Obwohl er bei seinen wiederholten Besuchen feststellen musste, dass die stabile Bestwetterlage damals noch eine Ausnahme war, ist er 2007 fest in Köln geblieben. Der Liebe wegen. Die endete zwar irgendwann, aber seine Liebe für die Stadt nicht.
Wer das Filos nicht kennt, hat die Südstadt verpennt. Mit diesem Zitat aus der Kritik der TAGNACHT setzt das Filos auf der Merowinger Stra…Angefangen hat Juan mit Jonglage und diese über zehn Jahre perfektioniert. Doch er wollte eine Kunstform, die mehr berührt und in einen Koffer passt, seitdem setzt er auf Comedy. Er genießt es, als Person gemocht zu werden, und nicht nur wegen seiner Jonglage-Tricks. „Hinter Tricks kann man sich verstecken – aber das bringt einem das Publikum nicht nahe. Je näher das Publikum ist, desto mehr Freiheit hat man als Künstler“. Der Fokus seines Programms liegt auf der Interaktion mit den Zuschauern und dem Spiel mit der Musik. Juan weiß, wie er schnell ein Publikum erreicht. „Alle Dinge, die den Alltag brechen, fixieren die Aufmerksamkeit.“ Er verzichtet dabei komplett auf Sprache. „Ich liebe das Spiel mit dem Moment und dem was vor Ort passiert.“ Ihn reizt der lebendige Teil am Straßentheater.
Die „Befreiung“ von der Jonlage
Das Handwerk hat er auf der Straße gelernt, von anderen Künstlern. Dennoch war es ein langer Prozess, sich von der Jonglierkunst zu befreien, das Risiko mit der Improvisation einzugehen und darauf zu vertrauen. „Die Leute entspannen sich, wenn sie das Gefühl haben ,der weiß was er tut‘. Spiel ist ein Geben und Nehmen – wenn sich das Publikum einlässt, ist es eine Win-Win-Situation für beide Seiten.“
Seit 2012 ist Juan auf internationalen Festivals unterwegs, insbesondere in Asien und Nah-Ost. Das Meiste funktioniere überall gleich, aber es gebe auch Länder, da müsse man sanfter sein – beispielsweise mit sexuellen Anspielungen oder religiösen Witzen. „In jedem neuen Land muss ich mich erst rantasten“. An Köln liebt er besonders die Vielfalt des Publikums. Sie bietet ihm Spielstoff. Die letzten zwei Jahre hat er vor allem am Rheinauhafen gespielt, dieses Jahr hat das nicht geklappt. Wegen Corona und auch, weil ein Festivalkonzept für das Gelände fehlte. Juan hat sich daher mit zehn anderen Künstlern zusammen getan und das „Broadwalk Theater“-Kollektiv gegründet, das durch ganz Deutschland tourt. Das solidarische Konzept geht auf, fünf Auftritte haben sie bereits absolviert, fünf weiter stehen noch an.
Zurück zur persönlichen Balance! Wer die Räume der Praxis für Physiotherapie und Yoga von Andrea Sanden betritt spürt: Genau das geht hier….Für Köln wünscht er sich, dass die Stadt das große Potenzial an Straßenkünstlern mehr nutzt und in das Stadtleben integriert. „In Köln werden Konzepte entwickelt, die in der ganzen Welt Erfolge feiern. Nur in Köln fehlt eine richtige Plattform“. Schwierig macht ihm seine Arbeit – und auch die der anderen Artisten – dass er alle 30 Minuten den Standort wechseln muss und der Einsatz von Tonträgern verboten ist. Flexiblere Verordnungen für die verschiedenen Kunstformen bräuchte die Szenen. Gerade in Zeiten, in denen die Kulturerlebnisse eh schon so stark eingeschränkt seien, und sich auf Open-Air-Aufführungen konzentrierten. An vielen Orten würden sich die Anwohner mit den Gastronomen streiten wegen Lärmbelästigungen. Dann gebe es Lösungen wie den Biergarten am Aachener Weiher. Nur die Straßenkünstler hätten keine Lobby. „Das ist sehr schade an einem Ort, an dem es so ein großes und kulturinteressiertes Publikum gibt.“
Die Liebe wiedergefunden
Aber Juan ist ein positiver Mensch und sieht auch gute Entwicklungen. An der Südstadt schätzt er, dass sie immer lebendiger und dynamischer wird, wovon er als „Straßengestalter“ profitiert. Ach ja, und die Liebe hat er in Köln auch wiedergefunden. Auch ein guter Grund zu bleiben. Am Donnerstag, den 3.9. ist Juan von 17 bis 18 Uhr bei den EbertPänz auf dem Ebertplatz zu sehen. Die Veranstaltungsreihe wird von dem Musiker Johannes Stankowski aus der Südstadt kuratiert.
https://www.theatarishow.com/
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