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Neulich wartete ich am Rondell am Heumarkt auf einen Bus, der mich in die
Südstadt bringen würde. Da erschien eine Frau mittleren Alters mit
Hütchen und Hündchen und versuchte, die aushängenden Fahrpläne zu
studieren. Womit sie etwas überfordert schien. Hilfsbereiter Mensch, der
ich bin, fragte ich, wo sie denn hin wolle. „Schönhauser Straße“,
sagte sie. […]
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„Du Schönhauser?“Neulich wartete ich am Rondell am Heumarkt auf einen Bus, der mich in die Südstadt bringen würde. Da erschien eine Frau mittleren Alters mit Hütchen und Hündchen und versuchte, die aushängenden Fahrpläne zu studieren. Womit sie etwas überfordert schien. Hilfsbereiter Mensch, der ich bin, fragte ich, wo sie denn hin wolle. „Schönhauser Straße“, sagte sie. Woraufhin ich ihr riet, den 132er zu nehmen.
Lastenräder sind aus unserem Viertel kaum mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen wollen vom (Zweit)Auto zum praktischen und umweltfreundliche…Ob es eine Haltestelle mit dem von ihr genannten Namen gibt, wusste ich nicht, war mit aber sicher, dass die Linie die Schönhauser queren würde. Die Dame gab sich mit meinem Hinweis jedenfalls zufrieden und setzte sich auf eine Bank im Wartehäuschen aus Plexiglas. Kurz darauf fuhr ein lilafarbener Bus ein, der keinesfalls zur KVB-Flotte sondern wohl einem privaten Reiseunternehmen gehörte, das da vermutlich Gäste für einen Altstadtbummel absetze. Kaum hatte der Fahrer die Tür geöffnet, sprang die Frau mit Hut und Hund auf und fragte ihn: „Du Schönhauser?“
Man kennt das ja. Mitbürger, die gegenüber einer Person of Colour annehmen, dass ihr Gegenüber des Deutschen kaum mächtig sein dürfte, reden dieses gern mit verstümmelten Schlichtsätzen an, die oft nur aus nicht deklinierten Nomen und Verben im Infinitiv bestehen. Geduzt wird sowieso. Jedenfalls antwortete der Buslenker der Frau in akzentfreiem Deutsch: „Nein, ich fahre nicht zur Schönhauser Straße.“ Woraufhin diese missmutig zur Bank zurück schlurfte und folgenden Kommentar zur Lage abgab: „Diese Ausländer! Kommen hierhin, wollen unser Geld verdienen, können aber nichtmal richtig busfahren.“ Meistens fällt mir zu solchen Sprüchen ja irgendwas ein, aber hier musste ich echt passen.
Trudi auf Bali
Frühling ist, drum haben jetzt auch alle Menschen ihre Räder wieder aus dem Keller geholt, die im Winter damit eher nicht so unterwegs sind. Ist ja schön. Mir fällt nur auf, dass viele Südstädter, die täglich an meinem Fenster vorbei radeln, das in seltsamer Körperhaltung tun. Sie hocken gebückt auf ihren Drahteseln, und die Fortbewegung macht ihnen sichtlich Mühe, weil sie ihre Sättel viel zu tief eingestellt haben. Das muss man doch merken auch ohne besondere Kenntnisse in Hebelgesetzen zu haben. Und die Sattelhöhe zu verändern, ist schließlich kein Akt. Aber vielleicht haben die Tiefsitzer auch nur Angst, bei einem Halt ihre Füße nicht rechtzeitig auf den Boden zu bekommen. Ich werde mal wen fragen.
Das House of Bates ist eine Content Gallery, ein interaktives Foto- und Filmstudio, in der sich Fans von lustigen und interessanten Fotos un…Manchmal reichen ja flüchtige Begegnungen, um mir den Tag zu versüßen. Ging ich letztens am Nachmittag auf der Severinstraße an dem Eiscafé neben der Stadtbücherei vorbei, wo es sich draußen ein Trio aus reiferen Damen mit leuchtenden Aperols nett gemacht hatte. Im Vorbeigehen hörte ich dann die Frage, wo denn eigentlich dat Trudi sei. Postwendend kam die Antwort: „Dat Trudi is noch auf Bali.“ Ich kann jetzt nicht wirklich erklären, was ich an diesem Satz so hinreißend finde, wünsche dem Trudi aber von Herzen eine gute Zeit auf Bali. Als ich auf dem Rückweg wieder an der Eisdiele vorbei kam, waren die fidelen Damen nach wie vor bester Laune. Was auch daran gelegen haben mag, dass da aus einem voll aufgedrehten Lautsprecher Roland Kaisers „Dich zu lieben…“ dröhnte. Was die Damen natürlich komplett textsicher mitsangen. Ich lebe gern in der Südstadt.
Oper schon 2025?
Am 28. Juni sollten eigentlich Oper und Schauspielhaus fertig sein. Wird aber nichts draus. Neuer Termin ist noch nicht raus. Bei mehr als zwölf Jahren Bauzeit kommt´s auf ein paar Monate ja nicht an. Und dass das ganze Projekt inklusiv der Mieten für die Ausweichspielstätten schon jetzt mehr als eine Milliarde verschlungen hat, wundert auch nicht mehr wirklich. Die Suche nach Verantwortlichen für das Fiasko wird wie üblich im Sande verlaufen. Am Ende werden es wieder viele, also letztlich keiner, gewesen sein. Lange konnten wir angesichts der Häme aus anderen Städten auf den Berliner Flughafen und den Stuttgarter Bahnhof verweisen. Doch der BER läuft und Stuttgart 21 soll nächstes Jahr zumindest teilweise eröffnet werden. Jetzt stehen wird ziemlich allein im Regen. Aber vielleicht klappt das ja mit der Oper auch schon 2025.
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