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Das kleine Karo ist Hans Mörtters Sache nicht. Er macht immer in XXL. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, reicht ein Blick in die evangelische Lutherkirche in der Kölner Südstadt. Dort ist Mörtter seit 1987 Pfarrer. Vor dem Altar stapeln sich professionell verpackte Kartons. „Wir erfüllen 267 Kindern aus bedürftigen Familien Weihnachtswünsche“, sagt Mörtter. […]
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Ein Klavier, ein Klavier! 468 Geschenke für 267 Kinder in der LutherkircheDas kleine Karo ist Hans Mörtters Sache nicht. Er macht immer in XXL. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, reicht ein Blick in die evangelische Lutherkirche in der Kölner Südstadt. Dort ist Mörtter seit 1987 Pfarrer. Vor dem Altar stapeln sich professionell verpackte Kartons. „Wir erfüllen 267 Kindern aus bedürftigen Familien Weihnachtswünsche“, sagt Mörtter. 468 Geschenke verteilen er, seine Assistentin Monika Hagemayer und ehrenamtliche Helfer in diesen Tagen vor dem Fest. Und das sind keine Almosen. XXL bedeutet in der Luthergemeinde, dass für die kleine Thekla an Heiligabend ein Klavier neben dem Weihnachtsbaum steht. Das ist zwar gebraucht, kostet aber trotzdem 3500 Euro. „Das Instrument haben wir bei einem Klavierhändler in der Nachbarschaft sehr preiswert bekommen“, berichtet der Pfarrer.
50.000 Euro an Spenden gesammelt
Mörtter und seine Mitstreiter/Innen haben 50.000 Euro an Spenden bei Privatleuten, Firmen und Institutionen wie Stiftungen gesammelt. Mit diesem Geld wurden die Geschenke bezahlt. „Es gibt Kinder, die werden nie visionsfähig. Weil sie immer nur sehen, dass sich bei anderen die Wünsche erfüllen“, erklärt Mörtter und betont, dass es wichtig ist, „keinen Schrott“ zu verschenken. „Kinder und Jugendliche aus armen Familien ziehen ihr Selbstbewusstsein auch aus solchen Status-Symbolen.“ Es gibt aber Grenzen: „Wir pädagogisieren nicht. Wir erfüllen Wünsche. Manche erfüllen wir nach Rücksprache mit den Eltern aber nicht.“
Die 7 ist das hervorstechende Symbol im Eiscafé Settebello auf der Alteburger Straße. Sette heißt nämlich sieben auf Italienisch und …Selbstverständlich verschenkt ein evangelischer Pfarrer keine Ballerspiele. Smartphones sind für ihn kein Problem. Sie sind die klare Nummer eins auf der Wunschliste. „Ohne Smartphones können Jugendliche heutzutage ihre sozialen Kontakte nicht mehr pflegen“, erklärt Monika Hagemayer. Die Handys sind zwar gebraucht, aber neuwertig. Darauf legt man bei allen Geräten Wert. Laptops etwa, die älter als drei Jahre sind, kommen in der Lutherkirche nicht auf dem Gabentisch. Gefragt sind aber auch Sneaker von Nike, ein Star-Wars-Monopoly und Fahrräder. „Monika ist unsere Logistik-Chefin. Ohne sie und etliche Ehrenamtler wäre diese Weihnachtsaktion nicht möglich“, verweist Mörtter auf die Mitstreiter/Innen. Hagemayer hat alle Pakete mit mit Codes versehen, damit die Geschenke auch die richtigen Empfänger erreichen.
Wünsche werden anonym im Internet veröffentlicht
Dreh- und Angelpunkt der Geschenkaktion ist eine interaktive Internetseite, die Mörtter – wen wundert‘s? – natürlich von einer darauf spezialisierten Firma geschenkt bekommen hat. Dort werden alle Wünsche anonym veröffentlicht. Wer spenden möchte, kann angeben, dass er das entsprechende Geschenk kauft. Oder er kann das Geld dafür überweisen. Auch Teilbeträge sind möglich. „Für das Klavier hat sofort jemand 1000 Euro gegeben“, erinnert sich Mörtter. Für Instrumente und Musikunterricht lassen sich leichter Spenden auftreiben als etwa für Spielekonsolen. Den Klavierunterricht für Thekla erteilt eine Musiklehrerin kostenlos. „Das Geld war dann frei für andere Geschenke“, erzählt Mörtter.
Der Kreis derer, die sich in der Vorweihnachtszeit an den 65-Jährigen wenden, ist längst über die Südstadt hinausgewachsen. „Wir sprechen mit allen“, sagt er. Viele kennt er aus seiner Arbeit mit Geflüchteten. Er hat sich in den vergangenen Jahren in einem Hotel in seiner Gemeinde um Menschen aus Eritrea, dem Sudan und Nigeria gekümmert. In seiner Kirchengemeinde sind es vor allem alleinerziehende Frauen, bei denen das Geld knapp ist. „Das sind wirkliche Schicksale. Schon eine Stromnachzahlung kann die komplett aus der Bahn werfen.“
Keine Chance für Abzocker
Natürlich gibt es auch Abzocker. „Im Zweifel lassen wir uns eine Hartz-IV-Bescheinigung zeigen. Aber das ist die Ausnahme“, erzählt der Pfarrer von Einzelfällen, die den guten Willen ausnutzen wollen. Mörtter wünscht sich, dass die Aktion als Beispiel dient. „Noch sind wir stadtweit die Einzigen, die sowas machen.“
Jetzt könnte man denken: Wer will mir denn über das Chlodwig Eck noch was erzählen? Tatsächlich verbindet wohl fast jeder Südstädter seine…Mit der interaktiven Seite könnten deutschlandweit Weihnachtsaktionen nach dem Vorbild der Lutherkirchengemeinde gestartet werden. Die
Seite bekommen Interessenten geschenkt. Was sonst?
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