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Der 11.11. muss ja in manchen Gegenden Kölns die Hölle gewesen sein. Ich
habe den Tag allerdings problemlos überstanden. Die Einkäufe am
Vormittag erledigt und danach musste und wollte ich nicht mehr vor die
Tür. Bekotztes Gerät Und eine abendliche Fahrt mit den KVB hatte ich zum
Glück auch nicht geplant. Da sich mein westfälisches […]
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Müde bin ichDer 11.11. muss ja in manchen Gegenden Kölns die Hölle gewesen sein. Ich habe den Tag allerdings problemlos überstanden. Die Einkäufe am Vormittag erledigt und danach musste und wollte ich nicht mehr vor die Tür.
Seit 25 Jahren wird die Arbeit für die 10.000 in der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg organisierten Kinder und Jugendlichen des Bistums…Bekotztes Gerät
Und eine abendliche Fahrt mit den KVB hatte ich zum Glück auch nicht geplant. Da sich mein westfälisches Karnevals-Gen selbst zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch kaum bemerkbar macht, kann ich dieser eintägigen Sause im November so gar nichts abgewinnen. Also habe ich das Treiben entspannt vom Schreibtisch aus verfolgt. Sah eigentlich alles aus wie immer. Das närrische Volk suchte brav die Dixis auf, bevor der männliche Teil nachmittags dann doch nicht mehr an sich halten konnte/wollte und die umliegenden Grünanlagen bewässerte. Erheiternd war auch diesmal wieder der Kampf schwerst alkoholisierter Jecken mit ihren Smartphones. Da hat man ja selbst stocknüchtern schnell mal eine falsche Zahl eingetippt. Ab zwei Promille wird es dann zum Glücksspiel. Irgendwann stand da ein bärtiges Känguru am Zaun, hantierte schwankend mit seinem Handy, bis ihm urplötzlich ein Schwall Flüssigkeit aus dem Mund schoss. Volltreffer. Er/es brachte noch ein lautes „Scheiße!“ raus, stopfte das bekotzte Gerät anschließend in seine Klamotte und trollte sich. Nicht auszuschließen, dass er es daheim noch zum Einweichen ins Waschbecken gelegt hat.
Ständig soll ich Haltung zeigen
Jetzt ist ja erstmal Fußball-WM. Dazu ist alles gesagt und die einzigen, die sich über diese groteske Veranstaltung freuen, dürften Fans auf der Südhalbkugel sein. Haben sie doch erstmals eine Weltmeisterschaft im Sommer. In der Südstadt hält sich die Vorfreude erkennbar in Grenzen. Außer an einem armseligen Ständer vorm Euroshop auf der Severinstraße habe ich noch nirgendwo den üblichen Merchandising-Plunder entdeckt. Und? Guck ich? Vermutlich hie und da schon. Auch wenn ich mich damit in den Augen mancher Zeitgenossen mitschuldig am Tod von unzähligen Wanderarbeitern mache. Bin ich nicht. Wie auch immer, ich komme nicht umhin, zu dem Kick irgendeine Haltung einzunehmen. Es fühlt sich an, als müsste ich das derzeit nahezu in allen Lebenslagen tun.
Es gibt kein wahres Leben im falschen
Beim Erwerb von Lebensmitteln ist das ja noch erträglich. Man kauft und isst möglichst keinen industriell produzierten Müll. Und Online-Shopper bin ich auch nicht. Aber gefühlt muss ich mich auch beim nächtlichen Döner fragen, ob das verwurstete Tier ein erträgliches Leben hatte. Lasse ich mich spontan zu einem Espresso beim Italiener in der Sonne nieder oder sollte ich doch drei Häuser weiter gehen, wo die Bohnen aus fairem Handel stammen, mir der Espresso aber nicht schmeckt? Beim Kauf von Wodka muss ich darauf achten, dass er nicht in Russland destilliert wurde. Stammen Nüsse und Feigen womöglich aus dem Iran? Wie warm darf ich es mir -womöglich mit Gas aus Katar- in meiner Stube machen und muss ich als vorbildlicher Energiesparer besser kalt duschen? Wenn ich Lust auf Sizilien habe, wäre da wegen CO2 womöglich eine längere Bahnreise ratsam? Soll ich auch in meinen privaten Briefen gendern? Und Corona gibt’s ja auch noch. Gehe ich jetzt im Herbst lieber maskiert zu Indoor-Veranstaltungen oder bleibe ich lieber gleich daheim? „Es gibt kein wahres Leben im falschen“ hat Adorno unter gänzlich anderen Rahmenbedingungen mal getextet. In einer Ur-Fassung hieß der Satz mal: „Es lässt sich privat nicht mehr richtig leben.“ Der ganz banale Alltag fühlt sich derzeit jedenfalls alles andere als unbeschwert an. Und er ermüdet mich.
Konzerte, wie Zigeunernächte, Frühling der Kulturen, Flamenco und viele aus dem Bereich Weltmusik, Tanzveranstaltungen wie Salsa-, Lindy-Hop…Erotischer Advent
Dann soll ich mich nun auch noch für einen Adventskalender entscheiden. Muss ich aber nicht. Der Sohn ist aus dem Haus und seitdem spielt dieser vorweihnachtliche Countdown bei mir auch keine Rolle mehr. In meinen Kindertagen gab es diesbezüglich nur die Sparversion mit erbaulichen Bildern hinter den Kläppchen oder die Edel-Variante mit Schoko-Täfelchen. Heute hält der Handel ein breit gefächertes Angebot für die lieben Kleinen bereit. Nicht nur sämtliche Süßwaren-Hersteller sondern auch Spielzeug-Produzenten haben eigene Kalender im Programm. Maus, GEOlino, Bibi& Tina, Benjamin Blümchen, Sandmännchen, Lego, Playmo, Schleich, Harry Potter, Die 3 Fragezeichen, Barbie, Pokemon und und und. Natürlich gibt es auch Angebote mit Leckerli für Hund und Katze und wenn ich intensiv suchte, würde ich vermutlich auch was für Hamster und Goldfisch finden.
Unüberschaubare Palette von Adventskalendern
Da auch Erwachsene heutzutage vor Weihnachten im Kläppchenfieber sind, ist die Produktpalette kaum überschaubar. Es gibt Kalender mit Tee, Käse und Wurst, scharfen Saucen, Whiskey, Gin oder auch mit Bio-Saatgut. Und für den Kraftprotz warten hinter jedem Türchen Eiweiß-Proteine in kleinen Dosen. Besonders begehrt sind offenbar die Erotik-Kalender in allen erdenklichen Versionen. Für sie, für ihn, für Paare. Für die Dinger muss man zwar teils deutlich über 100 Euro hinblättern, aber dafür gibt’s dann auch 24 Satisfyer und andere Toys für eine erbauliche Vorweihnachtszeit. Wenn es denn hilft…
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