Wo der Quereinstieg möglich ist – und die Gehälter gut sind – Seite 1

Einfach mal etwas anderes machen. Laut einer Umfrage des Jobportals Indeed können sich das 38 Prozent der Angestellten in Deutschland vorstellen. "Beschäftigte sind immer weniger auf eine Laufbahn festgelegt", sagt Julia Schwick, Expertin für das Thema Quereinstieg beim Personalberater zfm. Das liege auch an Arbeitgebern, die heute offener dafür sind. 

"Wir sehen einen kontinuierlichen Anstieg von Stellenanzeigen, die Begriffe rund um den Quereinstieg verwenden", sagt Stefanie Bickert vom Jobportal Indeed. In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl solcher Annoncen auf dem Portal um 210 Prozent gestiegen. 

Möglichkeiten gibt es also viele, doch welche davon sind lukrativ? ZEIT ONLINE stellt sieben Berufe vor, in denen der Quereinstieg möglich ist – und die Gehälter gut sind.

Kunden verstehen: UX-Designerin

Der Job: UX-Designer gestalten, was Kundinnen und Kunden bedienen sollen: ob Apps, Websites oder andere meist digitale Produkte. Die Kundenerfahrung (UX steht für User Experience), ist für fast alle Tools relevant. Sie soll möglichst intuitiv und angenehm sein – dazu beauftragen Unternehmen meist Expertinnen und Experten.

Große Unternehmen beschäftigen UX-Designer selbst – denn sie sind immer wieder gefragt. Dabei geht es nicht nur darum, eine App oder eine Website zu bauen, sondern diese auch kontinuierlich zu verbessern und an Wünsche anzupassen.

Der Quereinstieg: "Ein Designstudium ist nicht nötig, auch wenn es so klingen mag", sagt Personalberaterin Schwick. Der Job eignet sich besonders gut für Quereinsteiger, vor allem, wenn sie Vorerfahrungen in Bereichen wie Architektur, Bauingenieurwesen oder Stadtplanung haben. "Aber auch Kunstgeschichte wäre denkbar", sagt Schwick. Wer sich für einen Quereinstieg ins UX-Design interessiert, kann sich neben dem aktuellen Beruf privat weiterbilden – etwa in Onlineschulungen zu dem Thema. 

Die eine Weiterbildung zur UX-Designerin gibt es allerdings nicht. Manche Kurse dauern nur wenige Wochen, andere bis zu zwölf Monate. Wer sich umschulen lassen möchte, sollte sich vorher bei den jeweiligen Anbietern informieren und Inhalte, Dauer und Preise vergleichen. 

Ansonsten zählen Referenzen: Hat man in seinem bisherigen Job bei einem Projekt mitgearbeitet, und dabei geholfen, eine tolle Benutzeroberfläche zu entwickeln, könne man sich mit dieser Arbeitsprobe bewerben, sagt Schwick.

Schwierigkeitsgrad: Hoch. UX-Designer müssen talentiert sein. Neben technischem Wissen zählt Empathie, weil sie sich in die Kundin und ihre Bedürfnisse hineinversetzen müssen. UX-Designer sollten zudem in der Lage sein, gut zu erklären, wenn sie ihre Ideen und Designs präsentieren. Und: Sie arbeiten eigentlich immer im Team – Einzelkämpfer sind hier also nicht gern gesehen.

Gehalt: Laut aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit kann man als UX-Designerin im Mittel mit einem Monatsgehalt von 3.831 Euro brutto rechnen.

Debatten moderieren: Social-Media-Managerin

Der Job: Social-Media-Manager sind die Stimme eines Unternehmens in den sozialen Medien. Sie planen Posts für LinkedIn, Stories für Instagram und Reels für TikTok. Die Texte, Grafiken und Videos dafür erstellen sie selbst. Social-Media-Manager wissen, wann ein Beitrag online gehen muss, damit er von möglichst vielen Menschen gesehen wird. 

Der Quereinstieg: Es gibt inzwischen zwar erste Weiterbildungen und Studiengänge, doch im Bereich Social Media arbeiten viele Quereinsteigerinnen, die anfangs nur privat mit Instagram und TikTok angefangen haben. "Man sollte Lust haben, sich damit den ganzen Tag zu beschäftigen", sagt die Personalberaterin Schwick. Einen Vorsprung haben Menschen mit Marketingkenntnissen, sagt Indeed-Expertin Stefanie Bickert.

Gehalt: Als Social-Media-Managerin verdient man laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit im Mittel 5.196 Euro brutto im Monat. Je nach Arbeitgeber kann man aber auch deutlich mehr verdienen.

Gut verkaufen: Vertriebler

Der Job: Im Vertrieb geht es um Verkaufen und das Pflegen von Kundenbeziehungen. Was man verkauft, hängt dabei stark von der Branche und dem Unternehmen ab: In der Automobilindustrie sind es Fahrzeuge und Zubehör, in der IT-Branche Softwarelösungen und Hardware, im Finanzbereich Versicherungen, Bausparverträge oder Kreditkarten. 

Dabei gibt es im Vertrieb nicht nur den einen Job oder das eine Aufgabenprofil. Wer im Außendienst arbeitet, präsentiert Produkte oder Dienstleistungen und akquiriert so neue Kunden. Account-Manager betreuen Bestandskunden und handeln Verlängerungsverträge aus. Sales-Manager wiederum leiten das gesamte Vertriebsteam und entwickeln übergreifende Verkaufsstrategien.

Der Quereinstieg: Vertrieb ist ein klassischer Quereinsteigerberuf, für den Bewerberinnen kein Studium und keine Ausbildung benötigen. Über erfolgsabhängige Boni sind schnell hohe Gehälter zu erreichen. "Und dabei kommt es fast nur auf die Softskills an", sagt Schwick. Als kommunikationsstarke Kellnerin könnte man sich beispielsweise auch als Vertriebstalent erweisen.

In der Bewerbung gilt es dann schlüssig zu argumentieren, wie man den Verkaufssinn und die Freude im Umgang mit Kundinnen, die man aus der Gastronomie mitbringt, als Vertrieblerin im neuen Unternehmen anwenden will. 

Schwierigkeitsgrad: Niedrig – wenn man der Typ dafür ist. Verkäufer müssen proaktiv andere Menschen ansprechen können und dabei hartnäckig sein. "Wer also kommunikativ ist, gerne für etwas wirbt und keine Angst hat, Leute zu überrumpeln – für den ist Vertrieb vielleicht das Richtige", sagt Schwick.

Gehalt: Als Außendienstmitarbeiterin verdient man im Mittel 5.293 Euro brutto im Monat, als Account-Manager 5.547 Euro. Deutlich mehr erhalten Sales-Managerinnen (6.750 Euro). Das Gehalt variiert auch nach Branche. Besonders gut verdienen Vertriebsbeauftragte in der IT und in der Pharmaindustrie.

Privates abschirmen: Datenschutzbeauftragte

Der Job: Datenschutzbeauftragte sorgen dafür, dass ihr Arbeitgeber Gesetze einhält und personenbezogene Daten schützt. Sie prüfen, ob ein Unternehmen Kundendaten sicher speichert und keine Regeln verletzt. Ihre Rolle wird in Zeiten von komplizierten Vorschriften und hohen Bußgeldern immer wichtiger.

Der Quereinstieg: Als Vollzeitjob gibt es die Stelle nur in größeren Unternehmen, kleinere arbeiten meist mit externen Dienstleistern zusammen. Ob in den Konzernen oder den kleinen Agenturen: Infrage kommen für den Job vor allem Menschen mit IT-Vorkenntnissen, weil es fast ausschließlich um digitale Daten geht. Aber auch Verwaltungsangestellte können Datenschutzbeauftragte werden, vor allem mit juristischer Vorbildung. "Es hilft, wenn sie eine gewisse IT-Affinität mitbringen", sagt Personalberaterin Julia Schwick. 

Gut zu wissen: Im Datenschutz läuft der Quereinstieg oft innerhalb ein- und desselben Unternehmens ab, sagt Indeed-Expertin Stefanie Bickert. "Oft wird jemand gesucht, der die Prozesse kennt." Wer sich für den Quereinstieg als Datenschutzbeauftragte interessiert, hat es also in der eigenen Firma oder bei einem externen Dienstleister womöglich einfacher als bei einem fremden Unternehmen.

Schwierigkeitsgrad: Hoch. Die Arbeit mit dem Gesetz ist nicht zu unterschätzen, vor allem für Menschen ohne juristische Vorbildung. Ohne diese Kenntnisse ist es besonders wichtig, Spaß daran zu haben, sich mit Paragrafen und Verordnungen zu beschäftigen und penibel sowie genau zu sein.

Gehalt: Als Datenschutzbeauftragte verdient man laut dem Entgeltatlas im Mittel 5.402 Euro brutto im Monat.

Daten, Daten, Daten

Entwickler anleiten: IT-Projektmanager

Der Job: Ein IT-Projektmanager plant, koordiniert und überwacht IT-Projekte. Er leitet etwa ein Team, das eine neue App entwickelt, sorgt dafür, dass die Programmiererinnen motiviert bleiben, überwacht die Fristen und Kosten.

Der Quereinstieg: "Von den IT-Berufen ist IT-Projektmanager der realistischste für den Quereinstieg", sagt Indeed-Expertin Stefanie Bickert. Denn die Fähigkeiten, auf die es dabei ankommt, bringen potenziell Menschen aus vielen Bereichen mit: Teamfähigkeit, wer viel mit Menschen gearbeitet hat. Organisationstalent, wer schon andere Projekte gemanagt hat. IT-Kenntnisse, weil jemand vielleicht in seiner Freizeit programmiert. "Es genügt zu verstehen, wovon die Fachleute reden und worauf es ankommt", sagt Personalberaterin Julia Schwick.

Der Schwierigkeitsgrad: Hoch, denn Projektmanagement ist an sich schon anspruchsvoll, weil eine Projektmanagerin überall mitmischt: bei internen Meetings, in Feedbackrunden mit Kunden, teilweise auch in der Akquise. Noch herausfordernder wird der Job, wenn es bei alldem auch noch um hochkomplexe IT-Projekte geht.

Das Gehalt: Als IT-Projektmanagerin verdient man im Mittel 5.470 Euro brutto im Monat, das zeigen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Analysen erstellen: Data Scientist

Der Job: Data Scientists spüren in großen Datenmengen verborgene Muster auf, erstellen Modelle und Prognosen. Sie sagen zum Beispiel aus Kundendaten voraus, welche Produkte sich in den folgenden Wochen am besten verkaufen werden. Das ist für viele Unternehmen relevant, etwa was Werbung oder Kampagnen angeht.

Der Quereinstieg: "Um als Data Scientist zu arbeiten, sollte man Kenntnisse in Datenanalyse, Statistik und in Programmierung mitbringen", sagt Indeed-Expertin Bickert. Weiterbildungen verbessern auch hier die Chance auf einen erfolgreichen Quereinstieg. Neben zahlreichen Online-Kursen und Plattformen gibt es mittlerweile sogenannte Bootcamps – online oder in mehreren deutschen Städten. Nach zwölf Wochen Vollzeittraining ist man zertifizierter Data Scientist. 

Wichtig: "Bewerberinnen sollten genau prüfen, was der Arbeitgeber mit Data Scientist meint", sagt Personalberaterin Schwick. Manche Recruiter schreiben solche Begriffe auch über Gesuche für simple Buchhaltungs- oder Marketingjobs, damit diese interessanter klingen.

Schwierigkeitsgrad: Hoch. Die Arbeit mit Datenmengen ist anspruchsvoll. Doch es gibt keinen Grund, sich abschrecken zu lassen: Wer im Marketing oder im Social-Media-Management eines Unternehmens arbeitet, wertet oft bereits große Datenmengen aus. 

Betriebswirte und Controllerinnen beschäftigen sich mit Statistik. Und wenn ein Data-Scientist-Anwärter dann auch noch die Programmiersprache Python beherrscht, mit der in dem Bereich viel gearbeitet wird, ist ein Wechsel durchaus möglich.

Gehalt: Wer als Data Scientist arbeitet, kann laut der Statistik im Mittel 6.213 Euro brutto im Monat verdienen.

Besserwissen: Unternehmensberaterin

Der Job: Unternehmensberater sind Problemlöser auf Zeit. Sie analysieren Prozesse bei Mandantinnen, entwickeln Strategien und geben Empfehlungen ab – etwa, um Abläufe effizienter zu gestalten und Produktionskosten zu senken. Sie betreuen projektbasiert ein Unternehmen, etwa über mehrere Wochen, Monate, manchmal auch Jahre.

Der Quereinstieg: Viele Unternehmensberatungen suchen gezielt nach Quereinsteigerinnen, die sie dann in hauseigenen Akademien oder im "Training on the Job" weiterbilden. Zuvor testen sie die Fähigkeiten von Bewerberinnen und Bewerbern mit kniffligen Rechen- und Logiktests. Eine weitere Einschränkung gibt es: Um zu den Assessment-Tests eingeladen zu werden, ist allerdings oft ein Bachelorabschluss notwendig.

Generell gilt: Leichter gelingt der Quereinstieg, wenn sich Wechselwillige auch künftig auf ihre bisherige Branche spezialisieren. Ein Ingenieur, der in die Beratung wechseln möchte, könnte in einer Unternehmensberatung für Ingenieurdienstleistungen einen guten Einstieg finden. Eher als in einem Consulting-Unternehmen, das vor allem Krankenhäuser zu seinen Kunden zählt.

Schwierigkeitsgrad: Hoch. Consultant ist ein Beruf für Menschen, die sich schnell in Neues einarbeiten, analytisch denken können und gut präsentieren. Wer sich in seinem aktuellen Job also oft langweilt, weil er komplexe Zusammenhänge schon vor allen anderen verstanden hat, gerne argumentiert und komplizierte Sachverhalte verständlich erklären kann, könnte sich gut eignen.

Gehalt: Eine Unternehmensberaterin verdient laut dem Entgeltatlas im Mittel 6.537 Euro brutto im Monat.