In vielen Bundesländern brechen im Fernunterricht Schulclouds zusammen, die auf der Software Moodle basieren. Für Massenanstürme ist sie nicht gemacht. Muss sie das sein?Von Jakob von Lindern
"Man muss nicht alle Probleme technisch lösen"Das Beispiel zeigt: Die Probleme sind lösbar. Dass sie jetzt hektisch gelöst werden müssen statt in Ruhe, ist vermutlich nicht hauptsächlich den Systemen oder den zuständigen Administratorinnen anzulasten, sondern eher den verantwortlichen Kultusministerien, die nicht bereit waren, im Sommer den dafür nötigen Aufwand zu betreiben.So sind die selbstgemachten Clouds der Länder im Moment nur mit mühevoller Nacharbeit in der Lage, den Ansturm auszuhalten. Auch deshalb setzen jetzt immer mehr Schulen und Bundesländer auf kommerzielle Lösungen wie Microsoft Teams, in der Hoffnung, dass die stabiler laufen. Das mag kurzfristig auch so sein. Doch wenn die Pandemie vorbei ist, werden kaum mehr so viele Schülerinnen und Schüler zur gleichen Zeit darauf zugreifen wollen. Statt jetzt hektisch teure (und datenhungrige) Software zu kaufen, die man später nicht mehr braucht, könnte die Energie darauf verwendet werden, das Klein-Klein der verschiedenen Lösungen in Deutschland zusammenzuführen und sie fit für die Zukunft nach der Pandemie zu machen. Denn wie immer, wenn es um Schulen geht, spielt auch hier der Föderalismus eine Rolle. Bisher setzt jedes Bundesland sein eigenes System auf. Dabei wäre es möglicherweise einfacher, würde man die Kräfte bündeln und ein gemeinsames System betreiben oder zumindest enger zusammenarbeiten. Einiges spricht dafür, als Basis für ein solches System das bereits erprobte Moodle in Betracht zu ziehen, aber natürlich wäre auch eine anderes Open-Source-Software denkbar. "Das sollte nach pädagogischen Kriterien entschieden werden", sagt IT-Fachmann Merz. "Denn technisch ist das alles möglich, wenn man es will."Und bis dahin? "Man muss nicht alle Probleme technisch lösen", sagt Merz. "Man könnte in einer Pandemie ja zum Beispiel den Schulstart auf zwei Stunden strecken, statt für alle zur gleichen Zeit anzufangen." Etwas mehr Flexibilität jedenfalls könnte Lehrer und Schülerinnen entlasten – und mit ihnen die Server.