http://images.im.allmendenetz.de/p/CVs_xN5oy8TUnser Freund und Weggefährte Doğan Akhanlı ist leider verstorben. Ruhe in Frieden.
In 2019 reichte uns der Schriftsteller und Träger der Goethe-Medaille einen Text in unserer Rubrik "Migrationsdings" ein, in dem er scharfsinnig den Rassismus in Deutschland analysierte. Hatten die rassistischen Anschläge in den 1990er Jahren seinen Glauben in die Erinnerungskultur und antifaschistische Grundhaltung der Bundesrepublik nicht erschüttert, so änderte sich dies mit dem NSU-Komplex, der für ihn eine Zäsur darstellte. Er trat für eine kompromisslose Aufarbeitung und für einen transnationalen Erinnerungsraum jenseits nationaler Grenzen ein.
Akhanlı:"Auschwitz verwandelte den Versuch, weiterhin Gedichte zu schreiben, zwar in Barbarei (Adorno), aber der einzige Weg, die Existenz von Auschwitz zu ertragen und sich zur Wehr zu setzten, besteht darin, trotz Auschwitz Gedichte zu schreiben."
Ob die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern, Menschenrechte in der Türkei und anderswo oder die Aufklärung strukturellen Rassismus in Deutschland, Doğan Akhanlı stand den Unterdrückten zur Seite.
Immer bescheiden, herzlich und ruhig im zwischenmenschlichen Umgang, waren die Worte seine Stärke und fanden zunehmend Anerkennung und Gehör.
Er starb heute in Berlin und soll in seiner langjährigen Wahlheimat Köln beigesetzt werden.
Foto: Manfred Wegener