Demokratiewerkstatt im Kölner Norden „Jetzt! Demokratie stärken – Mitbestimmen“ ist Auftrag und Motto der Demokratiewerkstatt (DWS) im Kölner Norden – eines Gemeinschaftsprojektes der Karl-Arnold-Stiftung und der Bürgerplattform „Stark! im Kölner Norden“, das sich mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung NRW seit 2017 zum Ziel gesetzt hat, Aktivitäten zur politischen Bildung und Demokratiearbeit quartiersbezogen zu […]
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„Jetzt! Demokratie stärken – Mitbestimmen“ ist Auftrag und Motto der Demokratiewerkstatt (DWS) im Kölner Norden – eines Gemeinschaftsprojektes der Karl-Arnold-Stiftung und der Bürgerplattform „Stark! im Kölner Norden“, das sich mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung NRW seit 2017 zum Ziel gesetzt hat, Aktivitäten zur politischen Bildung und Demokratiearbeit quartiersbezogen zu bündeln und nachhaltig zu betreiben.
Nada Alkhoury mit Kampgnenmotto
Eine Momentaufnahme: Nada Alkhoury macht sich stark für die Demokratie. Neben dem ehrenamtlichen Engagement in ihrer Kirchengemeinde bringt sie ihre Perspektive auf lokale Herausforderungen ein und wirbt für die Teilnahme an der Bundestagswahl 2021. Und das, obwohl die in Syrien geborene Mutter von zwei Töchtern bisher selbst noch gar nicht wählen durfte. Aber auch aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen mit dem Krieg in ihrem Herkunftsland ist es ihr wichtig, sich einzusetzen. Ermöglicht hat ihr das auch die Demokratiewerkstatt im Kölner Norden.
Handlungsorientiert, auf den Grundwerten der Demokratie basierend, sollen die Menschen im Kölner Norden bei der Bewältigung lokaler Probleme begleitet und ermuntert werden, sich für die Durchsetzung ihrer Interessen politisch zu engagieren. Der Kölner Norden wird dabei bewusst weit gefasst, ein Schwerpunkt sind aber Stadtbezirk bzw. Stadtteil Chorweiler.
Politische Stadtteilarbeit in einem Stadtbezirk mit Herausforderungen
Die Arbeit der DWS im Kölner Norden findet aus gutem Grund nicht in einem festgelegten Format statt, sondern erarbeitet die Themen der Teilnehmenden nach dem Prinzip einer Werkstatt mit unterschiedlichen Mitteln. Bis 2019 war das Demokratiecafé ein Anlaufpunkt für Vorträge und Workshops zu diversen Themen aus dem Interessenbereich der Teilnehmenden, die oft eine Zuwanderungsgeschichte haben und in erster, zweiter oder inzwischen dritter Generation im Kölner Norden leben. Aktuell beschäftigen sich die Menschen vor allem mit dem Themenkomplex Alltagsdiskriminierung und der anstehenden Bundestagswahl im September 2021. Zu letzterer sind wieder
vielfältige Aktionen geplant . Ziel ist es dabei nicht nur, die Menschen im Norden für Demokratie zu begeistern, sondern auch „die Demokratie für den Kölner Norden zu begeistern“. Denn da hier im Durchschnitt weniger Stimmen zu holen sind, sind Politik und PoltikerInnen auch weniger präsent, so Neele Behler, die als Community Organizerin die DWS vor Ort begleitet. Ein sich selbst verstärkender Kreislauf, den die DWS unterbrechen will.
Alltagsbezogene Themen angehen und große Zusammenhänge verstehen
Aktive am Wahlsonntag mit dem “Wahl-Wal” Foto: Neele Behler
In den vergangenen vier Jahren sind so schon viele Themen zusammengekommen. Dazu zählen übergreifende Themen wie die Bundestagswahl 2018, Stereotypisierung, Meinungsfreiheit, Teilhabe aber auch spezifischere Inhalte wie beispielsweise die GroKo und die neue Regierung 2018, die Wahlen in Russland 2019 oder die Debatten rund um den Ebertplatz. In einigen Kreativ-Workshops haben die Teilnehmenden sich auf die Suche nach neuen Themen gemacht und Ideen für eine ungewöhnliche Umsetzung in ansprechenden Formaten gefunden. Es entstand die Wanderausstellung „Menschen in Chorweiler“, die u.a. im City Center zu sehen war und der Wahl-Wal, der seit 2019 in unterschiedlichen Gestaltungen bei Aktionen zur Europa-, Kommunal- und Bundestagswahl zum Einsatz kommt. 2020 war ein Schwerpunkt neben der Kommunalwahl auch die Wahl zum Integrationsrat, für die die DWS mobilisiert hat. Ein besonderes Highlight war für viele Teilnehmende die Begegnung mit dem Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier in Krefeld sowie ein Besuch des Landtages zu einem Empfang des Landtagspräsidenten in Düsseldorf. Mehr zu allen Aktivitäten im
Blog der Demokratiewerkstatt.
Methoden des broad based community organizing finden Anwendung
Dass aber in einem Stadtbezirk, in dem die Wahlbeteiligung insgesamt niedrig und in einigen Stadtteilen eklatant gering ist, überhaupt kontinuierlich Menschen für das Thema Demokratie angesprochen werden können, verdankt die Demokratiewerkstatt den Methoden des broad based community organizing. Der Ansatz verknüpft ganz praktisch Gruppen in einer politischen Stadtteilarbeit und zielt darauf, dass Menschen aus möglichst diversen Gruppen gemeinsam ihr Umfeld gestalten. Je breiter die zivilgesellschaftliche Basis ist, die diese Arbeit trägt, desto nachhaltiger und tiefer wirkt sie für den Stadtteil, die aktiven Gruppen und den oder die Einzelne. Dabei gilt: die Beziehung kommt immer vor dem Thema. Denn Themen kommen und gehen aber gute und vielfältige Beziehungen auch über die eigene Community hinaus, sorgen für eine starke Zivilgesellschaft. Unterstützt wird diese „gesellschaftliche Webarbeit“ durch OrganizerInnen. Sie arbeiten unabhängig von konkreten Veranstaltungen und Themen kontinuierlich daran, neue Kontakte herzustellen und zu stärken. Seit 2019 ist Neele Behler die Person, die den Faden weiterspinnt. Dies wirkt der Tendenz entgegen, dass sich Menschen in ihre „Filterblasen“ zurückziehen und sich gerade wenn es um Politik geht, nicht gemeint und nicht gehört fühlen und daher abwinken.
Nachhaltige Stärkung der Zivilgesellschaft durch gemeinsame Erfahrungen
Es entsteht über die themenbezogene Arbeit hinaus ein solidarisches Miteinander von Gruppen und Einzelpersonen, die sich auch jenseits der DWS festigen. Einzelne Personen werden in ihrem politischen Verständnis gestärkt und wirken als MultiplikatorInnen in ihre Gruppen und Communities zurück. Gerade Aktionen, bei denen eine Begegnung auf Augenhöhe ermöglicht wird, wie z.B. mit Frau Reker, oder zuletzt mit Betroffenen von Alltagsdiskriminierung und den Ratsfraktionen, hinterlassen nachhaltigen Eindruck. Vor allem, wenn sich dann auch irgendwann tatsächlich etwas bewegt. Dazu ist wichtig, dass die DWS nicht nach 3 oder 5 Jahren beendet wird, sondern kontinuierlich einen Raum bietet, in dem Menschen aus dem Quartier wachsen und zusammenwachsen können.
Ein Gastbeitrag von Neele Behler. Comminity Organzierin im Projekt STARK im Kölner Norden