Diese Studie hat Gewicht. Denn sie arbeitet mit einem einmaligen Datenschatz. Der etwas sperrige Name dafür: sozio-ökonomisches Panel. Dahinter verbirgt sich eine repräsentative Wiederholungsbefragung von Privathaushalten in Deutschland. Seit 1984 werden dabei jedes Jahr Daten von etwa 30.000 Menschen erhoben, auch Angaben zum „ehrenamtlichen Engagement“ für Personen ab 17 Jahren. So wird es möglich, Aussagen […]
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Studie: Entwicklung des Engagements nachvollziehenDiese Studie hat Gewicht. Denn sie arbeitet mit einem einmaligen Datenschatz. Der etwas sperrige Name dafür: sozio-ökonomisches Panel. Dahinter verbirgt sich eine repräsentative Wiederholungsbefragung von Privathaushalten in Deutschland. Seit 1984 werden dabei jedes Jahr Daten von etwa 30.000 Menschen erhoben, auch Angaben zum „ehrenamtlichen Engagement“ für Personen ab 17 Jahren. So wird es möglich, Aussagen über einen Zeitraum von über 30 Jahren zu machen – und nicht zuletzt das Engagement von Generationen zu vergleichen.
Nachfolgend einige zentrale Ergebnisse, die die einzelne Faktoren in der Entwicklung und/oder Stand 2017 beschreiben. Angegeben ist meist die Engagementquote, also der Anteil ehrenamtlich Engagierter an allen Befragten:
+ Gesamtzahl ehrenamtlich Engagierter 2017 in D: hochgerechnet 22 Millionen
+ Gesamtanteil ehrenamtlich Engagierter: In 1990 rund 27 Prozent, in 2017 rund 32 Prozent
+ Ost und West 2017: 28 Prozent in Ostdeutschland (rund 4 Millionen), 33 Prozent in Westdeutschland (rund 18 Millionen)
+ Geschlechterunterschiede im Vergleich von 1990 zu 2017: Anteil Frauen von 21 auf 30 Prozent erhöht, Anteil der Männer von 34 auf 33 Prozent gesunken
+ Bildungshintergrund 2017: Gruppe ohne Abschluss oder mit einem Hauptschulabschluss 2017 zu 25 Prozent engagiert, Gruppe mit Abitur zu 42 Prozent
+ Stadt und Land im Vergleich von 1990 zu 2017: Kleinstädter/innen/ in kleinen Kommunen Anstieg von 32 auf 37 Prozent, bei Großstädter/innen 24 bis 26 Prozent
+ Schüler/innen im Vergleich von 1990 zu 2017: Anstieg von 27 Prozent auf 46 Prozent
+ Rentenbezieher/innen im Vergleich von 1990 zu 2017: Anstieg von 17 Prozent auf 29 Prozent
Die Autoren fassen wichtige Erkenntnisse und Schlussfolgerungen so zusammen:
„Insgesamt zeigt sich, dass sich insbesondere die Personen über 65 Jahre heute stärker engagieren als noch vor 20 bis 30 Jahren. Dies schlägt sich in einem Anstieg von drei Millionen Engagierten im Jahr 1990 auf sieben Millionen Engagierte im Jahr 2017 nieder.“
„Aktivere, gesündere und zufriedenere Menschen nehmen auch im Rentenalter häufiger ein Ehrenamt auf.“
„In den ersten Jahren nach dem Renteneintritt beginnt oder beendet nur etwa ein Viertel der Personen ein ehrenamtliches Engagement.“
„Personen (im Alter von 60 bis 76 Jahren), die auch in anderen Lebensbereichen aktiv werden (Sport, gesellige Unternehmungen, informelle Hilfe u.ä.), nehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit auch eine ehrenamtliche Tätigkeit auf.“
„Die 68er-Generation zeigt sich im Ruhestand besonders engagiert. Die Zeit des Ruhestands dürfte auch für künftige Generationen eine attraktive Lebensphase für die Ausübung freiwilligen Engagements sein.“
„Regelmäßige ehrenamtliche Tätigkeiten verzeichnen einen stärkeren und kontinuierlicheren Zuwachs als das gelegentliche Engagement.“
„Um die ehrenamtliche Betätigung aller Generationen und Gesellschaftsschichten zu ermöglichen, ist es empfehlenswert, Angebote zum ehrenamtlichen Engagement möglichst flexibel und niedrigschwellig zu gestalten und erfolgreichen Initiativen keine Kürzungen ihrer Projektzuwendungen zuzumuten.“
„Außerdem sollten gesellschaftlich sinnvolle Einsatzfelder für Ehrenamtliche ausgebaut und unterstützende Strukturen und Informationsangebote für Ehrenamtliche geschaffen werden.“
Die Studie von Luise Burkhardt und Jürgen Schupp, erschienen im DIW Wochenbericht 42 / 2019, ist hier nachzulesen.(Quelle: bagfa-Engagementnachrichten KW3)