Ein Gastbeitrag von Martin Sölle Entstanden in den 1970er Jahren wollte das Kollektiv des Anderen Buchladens Bücher und Informationen vertreiben, die man andernorts nicht bekam. Der andere Buchladen verstand sich nicht nur als Buchhandlung, sondern vor allem auch als Ort der Vermittlung politischer Inhalte im Kontext der linken »Sponti-Bewegung« jener Zeit. Der Buchladen war also […]
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Buchsalon EhrenfeldEin Gastbeitrag von Martin Sölle
Buchsalon Ehrenfeld, Wahlenstraße 1 © Buchsalon Ehrenfeld
Entstanden in den 1970er Jahren wollte das Kollektiv des
Anderen Buchladens Bücher und Informationen vertreiben, die man andernorts nicht bekam.
Der andere Buchladen verstand sich nicht nur als Buchhandlung, sondern vor allem auch als Ort der Vermittlung politischer Inhalte im Kontext der linken »Sponti-Bewegung« jener Zeit. Der Buchladen war also nicht nur Verkaufsstelle, sondern ebenso Infopoint um Flugblätter auszulegen und mitzunehmen. Darüber hinaus verstand sich das Kollektiv als Anlaufadresse für politische Gruppen und war mit Büchertischen an der Uni und bei Veranstaltungen vertreten.
Veränderungen in der politischen Bewegung sowie Wechsel und Schwierigkeiten in der kollektiven Struktur machten in den 90er Jahren eine Neugestaltung erforderlich. Ebenso hatte sich die Verlagslandschaft gewandelt, nachdem viele Autor*innen jetzt auch in etablierten Verlagen veröffentlicht wurden.
Der andere Buchladen am alten Standort in Sülz, Zülpicher Str. 197 © Buchsalon Ehrenfeld
Eine neue unternehmerische Konstellation ab 1990 machte den Spagat zwischen den bisherigen Inhalten einerseits und einem höheren literarischen Anspruch andererseits möglich. Dies spiegelte sich vor allem in einem umfangreichen Veranstaltungsprogram u.a. bei den Dienstagsgesprächen im Stadtgarten wider. Seit den 1980er Jahren in Köln-Ehrenfeld präsent (zuvor in der Zülpicher Straße 197), wurde dort 1990 ein neuer Ansatz gewählt: ein Buchladen in Kombination mit einem Café. Über viele Jahre war das »Anders« – Restaurant und Literaturcafé – Partner der Buchhandlung und ein beliebter Veranstaltungsort, so dass sich beide Einrichtung vortrefflich ergänzten. Dauerhaft ließ sich das Konzept mit wechselnden Pächtern der Gastronomie jedoch nicht mehr umsetzen. Mit einem engagierten Buchprogramm kam später die »Büchergilde Gutenberg«, die älteste Buchgemeinschaft in Deutschland, als Partner hinzu. Seit 2013 firmiert der Buchladen in der Wahlenstraße unter dem Namen
Buchsalon Ehrenfeld und hat sich als Stadtteilbuchhandlung etabliert, ohne die alten Wurzeln zu vergessen. Zum Angebot gehören regelmäßige »Salonabende« mit Lesungen und Themenschwerpunkten. 2018 und 2019 wurde der
Buchsalon Ehrenfeld von Staatsministerin Monika Grütters mit dem Deutschen Buchhandelspreis ausgezeichnet.
– Martin Sölle, 2021
Den anderen Buchladen gibt es noch an folgenden Standorten:
- Weyertal 30-32, 50937 Köln-Sülz
- Ubierring 42, 50678 Köln-Südstadt
Kontakt: www.der-andere-buchladen-koeln.de