Der Kölner Schriftsteller und Lyriker Jürgen Becker ist am 7.11.2024 im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Köln-Dellbrück gestorben. Neben Heinrich Böll und Dieter Wellershoff prägte er über viele Jahrzehnte maßgeblich die Kölner Literaturszene. Wie kaum ein anderer seiner Kölner Schriftstellerkolleginnen oder -kollegen, hat sich Becker mit dem Ort seiner Herkunft und seiner […]
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Zum Tod von Jürgen Becker (1932 – 2024)Jürgen Becker in der Kölner Zentralbibliothek, 2024, © Literatur-in-Köln-Archiv
Der Kölner Schriftsteller und Lyriker Jürgen
Becker ist am 7.11.2024 im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Köln-Dellbrück gestorben. Neben Heinrich Böll und Dieter Wellershoff prägte er über viele Jahrzehnte maßgeblich die Kölner Literaturszene.
Wie kaum ein anderer seiner Kölner Schriftstellerkolleginnen oder -kollegen, hat sich Becker mit dem Ort seiner Herkunft und seiner Wirkungsstätte literarisch auseinandergesetzt. Köln und vor allem die Ränder und Umgebungen der Stadt, die Kölner Bucht, markieren größtenteils die Eckpunkte seines Schreibprozesses. »Köln ist eine Stadt, »die in ihrer Widersprüchlichkeit genügend Reize für einen Künstler hat. Es ist für meine Bücher wichtig, daß sie gerade hier entstanden sind.«, so beschrieb Becker das besondere Verhältnis zu seiner Geburtsstadt.
Wie in einem Steinbruch fand der Autor hier sein Material, das er bearbeitete, drehte und wendete, immer wieder neu betrachtete, variantenreich modellierte und auf seine Tauglichkeit hin untersuchte. Auf diese Art und Weise entstanden außergewöhnliche, sehr eigene Prosaarbeiten und Gedichte, die einerseits im Humus des vertrauten Terrains verwurzelt sind, andererseits aber weit über den Horizont des Lokalen hinausweisen.
Bereits in seinem ersten Prosawerk
Felder (1964), einem der experimentellen Literatur verpflichteten Text, wird ein vielschichtiges Spektrum vom Leben einer Person in Köln gezeichnet. »Der Titel ist malerisch, so beschrieb Heinrich Böll kurz nach Erscheinen über das Buch, »er könnte auch, wandelte man ihn in ›Planquadrate‹ um, der Landvermessersprache entnommen oder strategischen Ursprungs sein; die Anordnung der Texte ist musikalisch, deren Qualität poetisch, ihr Gegenstand: Köln. Die Lokalisierung erfolgt deutlich: ›Sankt Kunibert läutet‹, ›Werheits Hund‹, ›Werheits Hof‹, und natürlich, ›da rasselt unterm Pflaster römisches Gebein‹.« Neben seiner literarischen Tätigkeit leitete Becker fast 20 Jahre die Hörspielredaktion des Deutschlandfunks in Köln. Die Stadt Köln verlieh ihm zweimal die höchste städtische Auszeichnung für Literatur: 1968 den Kölner Literaturpreis und 1995 den
Heinrich-Böll-Preis.
Mit seinem lyrischen Werk gehörte Becker zu den wichtigsten Autoren der Gegenwart. Noch in diesem Jahr erschien der Band
Nachspielzeit. Sätze und Gedichte, in dem Becker in seinem unverwechselbaren Sound sein literarisches Schreiben fortsetzte. Die Buchvorstellung, die in Kooperation des
Literatur-in-Köln Archiv (LiK), dem Literaturhauses Köln e.V. und der Buchhandlung Klaus Bittner, am 28. August 2024 stattfinden sollte, musste leider aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden.
Dem Literatur-in-Köln-Archiv war Jürgen Becker über viele Jahrzehnte eng verbunden. Zahlreiche Buchvorstellungen und Veranstaltungen wurden über viele Jahre gemeinsam in den Räumen der Kölner Zentralbibliothek realisiert. Ein Zeichen dieser Verbundenheit konnte u. a. in der Publikation
Lokalseiten zum Ausdruck gebracht werden.