Die ersten Freistunden in der Schule habe ich hier verbracht, später auch die geschwänzten Stunden. Wir saßen auf den Lehnen der Parkbänke, die Füße auf der Sitzfläche und haben geredet. Es hätte nichts Schöneres geben können, das Gefühl einem Zwang entkommen zu sein gepaart mit einem Gespräch. Nachmittags war ich mit anderen als meinen Mitschülern […]
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Selim Özdoğan – Mülheimer StadtgartenMülheimer Stadtgarten, Wasseranlage © Willy Horsch CC BY 3.0
Die ersten Freistunden in der Schule habe ich hier verbracht, später auch die geschwänzten Stunden. Wir saßen auf den Lehnen der Parkbänke, die Füße auf der Sitzfläche und haben geredet. Es hätte nichts Schöneres geben können, das Gefühl einem Zwang entkommen zu sein gepaart mit einem Gespräch.
Nachmittags war ich mit anderen als meinen Mitschülern im Stadtgarten, wir hingen dann auf dem Spielplatz rum, rauchten und es war wichtig die richtigen Bekanntschaften zu haben, wenn man nicht Gefahr laufen wollte in eine Prügelei zu geraten.
Die Leute, die ich aus der Schule kannte und die, mit denen ich nachmittags zusammen war, hatten kaum Berührungspunkte. Doch ich war mit den einen und mit den anderen in diesem Park. Und mit den einen und mit den anderen haben dort Stunden verbracht, die ich nicht missen möchte.
Mit einem Mädchen, mit dem ich später zusammen war, habe ich auch erst einige Male in diesem Park auf einer Bank gesessen und geredet. Wir haben viel geredet, ich war ganz berauscht davon.
Ein paar Jahre später, als es mir ernst war mit dem Schriftsteller werden, saß ich oft unter einer Kastanie und habe gelesen.
Worte. Wenn ich an diesen Park denke, denke ich immer auch an Worte und die Verbindungen, die sie geschaffen haben. Die Worte haben mich verbunden mit meinen Mitschülern, sie haben mich verbunden mit meinen Freunden, sie haben mich verbunden mit diesem Mädchen, das eine Stufe unter mir auf dieselbe Schule ging
Vielleicht war der Stadtgarten für ein paar Jahre der Ort, an dem ich am meisten gesprochen und zugehört habe.«
– ©
Selim Özdoğan, 2022
Für die Abdruckgenehmigung des bislang unpublizierten Textes danken wir dem Autor.