Im Schatten der Träume (2024)Film

Salzgeber Im Schatten der Träume (2024) von Martin Witz Mitten ins Herz Wer kennt das nicht? Da macht man um den schnulzigen deutschen Schlager eigentlich einen großen Bogen – und ertappt sich doch plötzlich beim Mitsummen eines „Ohrwurms“. So geht es auch dem Schweizer Dokumentarfilmer Martin Witz (Jahrgang 1956). Um das Phänomen zu ergründen, wollte er schon vor vielen Jahren einen Beitrag über Unterhaltungsmusik drehen, fand aber nicht den richtigen Zugang. Bis er auf das heute weitgehend vergessene Komponisten- und Texter-Duo Michael Jary und Bruno Balz stieß, das über 40 Jahre lang Erfolge feierte, unter anderem mit Schlagern für die Nazis wie „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“, „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ und „Davon geht die Welt nicht unter“. Zarah Leander war damals der Star, für den Jary/Balz schrieben und komponierten. Ein „Dreamteam“ für Joseph Goebbels und seine Ufa-Traumfabrik, wie Medienwissenschaftler Rainer Rother befindet. Warum treffen manche Schlager mitten ins Herz, und andere bedinen bloß Klischees? Dokumentarfilmer Martin Witz untersucht die Geheimnisse populärer Musik anhand der Biografien von Bruno Balz und Michael Jary, die unter anderem die „Traumfabrik” der Nazis mit ihren Liedern fütterten. Komponist Michael Jary und Texter Bruno Balz waren über 40 Jahre lang das produktivste und erfolgreichste Duo des deutschsprachigen Schlagers und Kinos. Ihre Lieder wie „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ oder „Davon geht die Welt nicht unter“ (beide 1942) machten Zarah Leander musikalisch zum Weltstar. Die 250 Kinofilme, zu denen sie die Musik beisteuerten, reichen von eleganten Komödien der Weimarer Zeit über ambivalente Melodramen im Dritten Reich bis zu Filmen in den Wirtschaftswunderjahren. „Im Schatten der Träume“ erzählt das bewegte Leben der beiden Künstlerfreunde – zwei Biographien, die selbst das Drehbuch für ein Melodram liefern könnten. Balz war als schwuler Mann ein Verfolgter des NS-Regimes und entging dem Konzentrationslager nur durch die Intervention von Jary, der angab, ohne seinen Texter die vom Propagandaministerium geforderten Lieder für den Film „Die große Liebe“ (1942) nicht liefern zu können.