Zustand und Gelände (2019)Film

GrandFilm Zustand und Gelände (2019) von Ute Adamczewski Ort und Verbrechen Bereits der Filmtitel klingt sperrig, geradezu fordernd. Und mit den von der Schauspielerin Katharina Meves ruhig vorgetragenen, aber nicht selten unerträglichen Fakten als Ergebnis eines ebenso imposanten wie akribischen Recherchemarathons setzt dann auch Ute Adamczweskis hochklassige Spurensuche „Zustand und Gelände“ ein. Die renommierte Berliner Videokünstlerin und Filmemacherin, deren Arbeiten bereits auf der Architektur-Biennale in Venedig oder in der Münchner Pinakothek der Moderne gezeigt wurden, legt mit diesem hochgradig konzentrierten Dokumentarfilmessay ihr gleichfalls intensives wie lange nachwirkendes Langfilmdebüt vor. Ähnlich wie Thomas Heises essayistische Großtat „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ (2019) und ebenfalls in der Bildgestaltung des Nürnberger Kameramanns Stefan Neuberger kreiert sie damit gerade im dunklen Kinosaal sowie auf der großen Leinwand zwei Stunden lang eine enorme Wirkungsmächtigkeit, für die sie unter anderem mit der „Golden Taube“ im deutschen Wettbewerb des DOK Leipzig prämiert wurde. Wie fragil können historische Orte sein? Was bleibt von früheren Stätten des NS-Terrors, die verwaist in der Landschaft stehen oder einer neuen Nutzung zugeführt wurden? Ute Adamczewski sucht in ihrer essayistischen Spurensuche Sachsens „wilde“ Konzentrationslager auf, die ab 1933 errichtet wurden. Der Dokumentarfilm „Zustand und Gelände“ handelt von der Fragilität zivilisatorischer Strukturen, die im Verlauf einer räumlichen Spurensuche sichtbar wird. Ausgangspunkt des Films sind sogenannte wilde Konzentrationslager, die unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ab März 1933 zur Ausschaltung politischer Gegner eingerichtet wurden. Häftlinge waren Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, auch kritische Journalisten, Juristen und Schriftsteller. In Sachsen war die Anzahl dieser frühen Lager besonders groß, da das Land aufgrund seiner starken Industrialisierung eine Hochburg der Arbeiterbewegung war. Die Lager zeigen schon alle Merkmale der späteren Konzentrationslager: Willkür, Misshandlungen, Folter und Mord. Heute sind sie weitgehend in Vergessenheit geraten.