Memory Wars - Elizabeth Loftus und die Macht der Erinnerung (2025)Film
Erinnerung, sprich (nicht)
Einen gemütlichen Rückzugsort hat sich Elizabeth Loftus eingerichtet: Ihr Haus, in dem sie für Hendrik Löbberts Dokumentarfilm „Memory Wars: Elizabeth Loftus und die Macht der Erinnerung“ befragt wird, erstrahlt in krempelloser Aufgeräumtheit, klaren Linien und gedämpften Farben. Nur ein Objekt ragt immer wieder heraus und wird zum Anziehungspunkt für die Kamera: eine abstrakte Wanddekoration aus mattpoliertem Metall, dessen sowohl scharfkantige als auch abgerundete Sektionen sich via Pendelkonstruktion immer wieder neu anordnen und so ein sich wandelndes Gesamtgebilde formen. Man kann diese Deko als Symbol für Loftus‘ Vorstellung vom menschlichen Gedächtnis betrachten.
Hendrik Löbberts Doku „Memory Wars“ porträtiert die amerikanische Psychologin Elizabeth Loftus auf einnehmende Weise, kriegt aber die Streitbarkeit ihrer Theorien zum Erinnern in der Kürze nie gänzlich zu fassen.
Elizabeth Loftus erforscht seit den 1970er Jahren die Grenzen und Fallstricke der menschlichen Erinnerung und zählt zu den einflussreichsten Psychologinnen weltweit. Ihre Arbeit führt sie in die brisantesten Gerichtsverfahren unserer Zeit, darunter der Fall Michael Jackson, Harvey Weinstein und viele weitere, in denen es um Mord, sexuellen Missbrauch und systematische Gewalt geht. In diesen medial inszenierten Prozessen hinterfragt Elizabeth Loftus den Wahrheitsgehalt von Zeug*innenaussagen und regt damit eine grundsätzliche Debatte um die Beweiskraft von Erinnerungen an. Basierend auf ihrer Forschung und Material aus aufsehenerregenden Fällen wirft Memory Wars einen eindringlichen Blick auf das Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Gerechtigkeit – und rückt dabei die Macht der Erinnerung ins Zentrum. Ein Film, der die grundlegende Frage stellt: Können wir unserem Gedächtnis trauen?