Ait Si Abbou: Wir Menschen haben immer Angst vor neuen Dingen. In einer so unsicheren Situation, wie wir sie gerade erleben, ist die Abwehr gegen etwas Neues noch mal stärker. Die Lehrerinnen und Lehrer wurden nicht ausgebildet fürs remote learning. Diese Art des Lernens aber erfordert eine ganz neue Rolle des Pädagogen. Er ist nicht mehr derjenige, der das Wissen hat und es vermittelt. Eine Digitalisierung des Unterrichts bedeutet für Pädagogen also erst mal Kontrollverlust.
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Aber wir glauben eben heute nicht mehr automatisch, dass einer alles Wissen hat und nur weitergeben muss. Das sehen Sie auch an den Veränderungen bei den Führungskräften in den Unternehmen. Leadership bedeutet nicht mehr Kontrolle. Ein Unternehmen, das das nicht verstanden hat, ist nicht zukunftsfähig, und genau dasselbe gilt für die Schule. Wir müssen jetzt unseren Kindern beibringen, wie sie Wissen von Unwissen unterscheiden können. Wie man mit Wissen umgeht, ist das Wesentliche.
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Als Gesellschaft müssen wir uns weiterentwickeln von Nutzern der Roboter zu Gestaltern. Das erfordert Freiraum, Selbstbewusstsein, kreatives Denken. All das müssen wir fördern an den Schulen. Nehmen wir Druck und Vergleichbarkeit raus, und geben wir Freiheit und Persönlichkeitsförderung.
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