Diego Maradona (2019)Cannes 2019 Genie, Betrüger, Opfer Der britische Filmemacher Asif Kapadia arbeitet sich gerne an Ikonen ab. Nach seinen vielfach ausgezeichneten dokumentarischen Porträts des Rennfahrers Ayrton Senna („Senna“, 2010) und der Sängerin Amy Winehouse (Amy, 2015) wendet er sich nun einer Kultfigur zu, die noch lebt: „Diego Maradona“ erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall des genialen argentinischen Ausnahme-Fußballers Diego Maradona in den Achtziger- und Neunzigerjahren, als er beim SSC Neapel zu einer derart überirdischen Heiligenfigur stilisiert wurde, dass er als Mensch daran zerbrechen musste. Um den ganzen Irrsinn um seine Person ertragen zu können, kreiert der nahbare und liebenswerte Diego die Kunstfigur Maradona, die sich keine Schwäche erlauben darf, und deswegen bisweilen zur Unaufrichtigkeit neigt. Drogen-Exzesse und ein hedonistischer Lebensstil führen schließlich ein unrühmliches Karriereende des Spielers herbei. Kapadias kunstreich montierte Dokumentation verbindet bislang unveröffentlichtes Archivmaterial, Fernsehbilder und Off-Kommentare zu einer ergreifenden Zusammenfassung von Maradonas Karriere, die die Zeit vor und nach seiner Verpflichtung in Neapel weitgehend außen vor lässt. Wenn der seinerzeit weltbeste Fußballspieler in der fußballverrücktesten Stadt Europas anheuert, dann liegen Triumph und Fiasko sehr eng beieinander, wie Asif Kapadia in seinem neuen Dokumentarfilm „Diego Maradona“ aufzeigt. Am 5. Juli 1984 kam Diego Armando Maradona in Neapel an, wohin er für eine damalige Rekordsumme gewechselt war und wo er sieben Jahre lang bleiben sollte. Der berühmteste Fußballstar der Welt und die chaotischste Stadt der Welt — das schien ganz selbstverständlich zusammen zu passen. Und tatsächlich gelang dem Argentinier, wonach sich die Neapolitaner so sehr sehnten: der erste Titelgewinn. Doch dieser kollektive Traum, der sich nun erfüllte, hatte seinen Preis — für die Stadt wie auch für Maradona selbst.