Faruk (2024)Berlinale 2024
Emre Erkmen (via Berlinale)
Faruk (2024) von Aslı Özge
Allein im fremden Haus
Ein alter Mann, schon jenseits der 90, wird aus seiner Wohnung vertrieben. Immobilienhaie wittern ein gutes Geschäft, wenn sie den Block, in dem der Mann seit Jahrzehnten lebt, abreißen und neu aufbauen. So etwas passiert ungezählte Male in den Metropolen dieser Welt, die von einem ungeahnten Spekulationsdruck getrieben werden. Filmisch ergibt das eine skandalisierende Sozialreportage im Doku-Fach oder – als Fiktion – ein düsteres Drama. Nicht so bei Regisseurin Aslı Özge („Men on the Bridge“, 2009), die mit einem Hybrid aus Dokumentarischem und Inszeniertem ihrem Vater Faruk ein Denkmal setzt. Indem sie gängige Erwartungen an das Thema Gentrifizierung unterläuft, gelingt ihr ein umso berührenderes Dreichfach-Porträt: von ihrem humorvollen Papa, von der heutigen Gesellschaft und von dem Verhältnis der Generationen.
Faruk, der Vater von Regisseurin Aslı Özge, soll seine Istanbuler Wohnung mit über 90 Jahren verlassen. Aber die Filmemacherin macht daraus kein erwartbares Sozialdrama, sondern eine kreative Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm. Ohne Zeigefinger, aber mit Herzblut.
Der über 90-jährige Faruk wird zusehends zur Hauptfigur des Films, den seine Tochter über den drohenden Abriss seines Wohnblocks in Istanbul dreht. Eine Geschichte über Gentrifizierung und eine komplexe Vater-Tochter-Beziehung. (Quelle: Berlinale)