Helke Sander: Aufräumen (2023)Film
Künstlerin und Kämpferin
„Haben Sie Schwierigkeiten damit, ein Mann zu sein?“ Auf solch unschuldige und doch recht verfängliche Fragen muss gefasst sein, wer der Filmemacherin Helke Sander vors Mikrophon läuft. Natürlich haben Frauen eine Menge Probleme, eben weil sie Frauen sind. Das war vor Jahrzehnten kaum anders als heute. Und die deutschen Männer, die jährlich 330.000 Frauen vergewaltigen? Denken die darüber nach, was es heißt, Angehöriger eines solchen Geschlechts zu sein? Würden sie zum Beispiel bei Nacht die Straßenseite wechseln, um der entgegenkommenden Frau die Angst zu nehmen? Dreimal darf man raten, wie die Antworten ausfallen in dem Filmausschnitt aus Helke Sanders „Die Deutschen und ihre Männer – Bericht aus Bonn“ (1989), den die Dokumentaristin Claudia Richarz in ihrem Porträt über eine Ikone der deutschen Frauenbewegung zitiert. Ebenso differenziert wie punktgenau zeichnet die jüngere Kollegin nach, wie Helke Sander es schaffte, ihre Fragen mit bewundernswerter Beharrlichkeit zu stellen. Und damit für alle Frauen ihrer Generation sowie die der jüngeren die Karten im Geschlechterspiel neu zu mischen.
Sie ist eine Ikone der Frauenbewegung, doch ihr Name spielt im öffentlichen Bewusstsein kaum eine Rolle: Helke Sander dreht Filme aus weiblicher Perspektive, weil Frauen eben andere Fragen stellen als Männer. Regiekollegin Claudia Richarz porträtiert sie so einfühlsam wie vielschichtig.
Die Filmemacherin und Autorin Helke Sander ist eine Ikone nicht nur der Frauenbewegung, sondern auch des neuen deutschen Films. Historische Umwälzungen brauchen manchmal nur einen kleinen Impuls, der die versteinerten Verhältnisse plötzlich in Bewegung bringt.
Helke Sander hat vor vielen Jahren eine solche erdrutschartige Veränderung in Deutschland ausgelöst. (Quelle: barnsteiner-film)