Irre oder Der Hahn ist tot (2023)Film
Einfach mal normal sein
Dass sich Menschen zum „Mittagstisch“ treffen, ist nicht so außergewöhnlich. In Freiburg gibt es aber einen Mittagstisch, an dem nur psychisch Kranke teilnehmen. Jeder kocht mit, jeder hilft mit, jeder spricht über seine Themen, jeder hört den anderen zu. Es ist erstaunlich, wie offen die Protagonisten von ihren Leiden sprechen, die heute oft noch so gründlich tabuisiert sind. Von „kaputten Leben“, von vertanen Chancen, von der Arbeitsstelle, die man nicht mehr hat. Eine psychische Erkrankung lässt den Patienten oftmals viel schneller und tiefer abrutschen als irgendein anderer Schicksalsschlag. Was die Gesellschaft dagegen unternimmt, ist sehr wenig. So wie die Betroffenen vermeintlich selbst verschuldet abgerutscht sind, so sollen sie sich in Selbsthilfe retten.
Wie wollen psychisch Kranke behandelt werden? Eine Frage im doppelten Sinne — Behandlung durch einen Arzt und der Umgang mit den Mitmenschen -, die in diesem intimen Dokumentarfilm beantwortet wird.
In einer Altbauetage mitten in Freiburg treffen sich regelmäßig Menschen zum Austausch beim „Mittagstisch“ und im „Club 55“ der Freiburger Hilfsgemeinschaft, der zweitältesten Einrichtung für psychisch Erkrankte in Deutschland. Die meisten Besucher*innen waren jahrzehntelang immer wieder in der Psychiatrie. In beeindruckender Offenheit sprechen sie von den dort gemachten Erfahrungen, vom Leben mit einer psychischen Erkrankung, ihrem Alltag und von ihrer häufig prekären Lebenssituation. Der Film stellt auf einfühlsame Weise psychisch Erkrankte aus unserer Mitte vor. Betroffene erzählen, wie ihre Krankheit plötzlich in ihr Leben tritt. Wie alles aus den Fugen gerät, wie ihre Mitmenschen reagieren und sich Gewohnheiten, Lebenseinstellungen, Ziele verändern. (Quelle: Cine Global)