Cunningham (2019)Filmfest Hamburg 2019
Martin Misère
Cunningham (2019) von Alla Kovgan
Bewegungsräume
Es beginnt in einem Tunnel. Der Film bewegt sich langsam auf einen Tänzer zu. Die spiegelnden Fliesen an den Wänden, die Lichtakzente, der Raum selbst und der Körper sind perfekt aufeinander abgestimmt. Der Tänzer trägt Alltagskleidung, die Farben der Umgebung aufnehmend. Seine Bewegungen konterkarieren die des Films: er arbeitet horizontal, der Film vertikal. Beim tanzenden Körper angelangt, stoppen die Bewegungen desselben und es weitet sich der Hintergrund, der vorher verengt erschien. Sobald der Film sich gestreckt hat, lässt der Tänzer einen Arm fallen. „Cunningham“ ist ein Tanz-Film, der es vor allem mittels der nachgestellten Choreographien schafft, Bewegungsverschränkungen zwischen Film- und Tanz-Körper herzustellen und somit kinetische Räume zu kreieren, die die Zuschauer*innen mitreißen – und fast schon mittanzen lassen.
Choreographien und Tanz von und mit Merce Cunningham in 3D: Anlässlich des 100. Geburtstags des einflussreichen Tänzers und Choreographen kommt mit „Cunningham“ ein neuer Dokumentarfilm über die Frühphase bis zum internationalen Durchbruch in die Kinos.
Alla Kovgans poetischer Film zeichnet Merce Cunninghams künstlerische Entwicklung über drei Jahrzehnte (1944-1972) voller Risiko und Entdeckung nach. Von seinen frühen Jahren als brotloser Tänzer in New York bis hin zu seinem Aufstieg zu einem der visionärsten amerikanischen Choreographen. Die 3D-Technologie verbindet die Geschichten und Ideen von Merce Cunningham zu einer eindringlichen Reise in die Welt des Künstlers.